Reinhard Ermen
Jerry Zeniuk
Bilder 1971-1989
Kunsthalle, 30.3. -13.5.1990
Sein 1971 einsetzendes malerisches Werk begrenzt er selbst auf etwas mehr als 130 “Untitled Numbers”. Jerry Zeniuk (als Flüchtlingskind 1945 in Deutschland geboren und in New York lebend und arbeitend) ist ein stiller Arbeiter an der konsequenten Weiterentwicklung seiner Malerei, deren Weg sich jetzt erstmals in einer umfänglichen Museumsretrospektive nachvollziehen läßt.
In Bremen gleich zu Beginn eine Art Prolog: “Untitled Number 5” dokumentiert den Beginn im Jahre 1971, und daneben hängen zwei späte Werke von 1988/89. Der Abstand kann kaum größer sein: 1971 malt Zeniuk mit Metall und Graphitpigmenten mit Wachs auf Hartfaserplatten; das Ergebnis ist eine präzise, unterkühlte Objekthaftigkeit. Heute dagegen gibt sich der Maler einer Peinture hin, die lichte Farbfelder im Geiste des Informel miteinander dialogisieren läßt, als sei in den letzten 30 Jahren nichts (auch nicht “Untitled Number 5”) passiert. Der erste Eindruck trügt. Der eigentliche Rückblick setzt erst mit den Bildern ab 1974 ein, und von da ab löst Zeniuk sich von der strengen Objekthaftigkeit zugunsten einer Malerei mit Farbpigmenten, anfangs noch in Wachs, später in Öl. Allerdings zeigen sich schon in “Number 5” Anklänge an einen unverwechselbaren Zug des Malers, nämlich eine Farberscheinung, die sich in schwer zu definierender Balance zwischen Grau-Braun-Grün (vielleicht sogar Oliv) hält, was den Arbeiten, jedenfalls bis 1987, eine fast schon naturhafte Ausstrahlung verleiht. Die Palette des Jerry Zeniuk fächert sich auf, doch immer wieder summiert sie sich in Richtung dieses Tons. 1976/77 sind es zahllose übereinanderliegende Striche, senkrecht geführte Mikrostrukturen, die man aus der Perspektive…