RENATE PUVOGEL
Jeppe Hein “Distance”
Ludwig Forum für Internationale Kunst, Aachen,
24.4. – 25.7.2004
Der Anbau der ehemaligen Schirmfabrik in Aachen mausert sich immer mehr zum Projektflügel, will sagen zum Experimentierfeld jüngerer Künstler. Nachdem die Räume in der Ausstellung “Adieu Avantgarde Willkommen zu Haus” mehrere Künstler zu halb intimen, halb öffentlichen Modellsituationen angeregt hatten, Johannes Wohnseifer eine raumübergreifende Installation geschaffen hatte, ist es nun einem Künstler gelungen, den zwei-etagigen Projektflügel des Ludwig Forums mit einer einzigen übergreifenden Installation zusammenzubinden: der in Kopenhagen geborene, in Berlin lebende Jeppe Hein be- und überspielt mit einer 400 Meter langen Kugelbahn die wenig attraktiv unmittelbar über dem Restaurant “Parapluie” gelegenen Räume. Mögen auch gelegentlich die Düfte aus der Küche in die Kunstsphäre gelangen – die Nahrung jedenfalls bleibt unten und außen vor, statt ihrer transportieren metallene Greifer eines Aufzugs strahlend weiße, annähernd fußballgroße PVC-Kugeln in die Höhe, um sie auf eine höchst ereignisreiche Reise zu entlassen. Auf ökonomisch klug erdachten Stahlständer sind die Hohlschienen montiert und exakt ausgerichtet, damit jede Kugel die riskanten Eskapaden auch sicher meistert: sie taumelt durch kurvige Strecken, trödelt auf geraden, sie schlängelt sich Serpentinen hinab, um erneut emporgehievt zu werden, sie dringt mühelos durch Wände, vollführt mit Elan einen Looping und wird auf eine trichterförmige Kreisbahn geschickt, ehe sie bei leichtem Gefälle etwas gemächlicher die Wände der unteren Räume abtastet und sich endlich im Kugelbahnhof als letzte der Reihe von 30 Mitspielern anschließt.##### Das klingt nach Achterbahn auf der Kirmes und ist diesem nervenkitzelnden Monstrum des Vergnügens in der Tat nachempfunden;…