Martin Blättner
Jeppe Hein
»1 x Museum 10 x Rooms 11 x Works«
neues museum, Nürnberg, 22.10.2010 – 6.2.2011
Bei Ausstellungen von Jeppe Hein muss der Museumsbesucher umdenken: Galt bislang die Bodenlinie vor einem Kunstwerk als deutliches Warnzeichen mit der damit verbundenen Bitte, unbedingt Abstand zu halten, so ist das bei dem dänischen Künstler Hein ganz anders. Mit seiner Leuchtschrift-Installation fordert er den Kunstfreund geradezu auf, Bodenmarkierungen zu überschreiten, um einen kommunikativen Akt in Gang zu setzen, der uns das Sehen und Staunen oder letztlich wieder die Freude im „White Cube“ lehren möchte. „Please cross the line“ lautet die Botschaft der gehängten Neonschrift über einem rechteckig markierten Feld, das sozusagen den gedachten Wandlauf nachbildet. Den englischen Text kann man nur lesen, wenn man diesen imaginären Raum betritt(:PLEASE EXPLORE MOVE AROUND FEEL OPEN UP WONDER QUESTION ART IN THE WHITE CUBE PARTICIPATE COMMUNICATE INTERACT SEE CROSS THE LINE ENJOY). Der sonst übliche Alarm, der dann losgeht, wenn man zu nah an das Kunstwerk herantritt, wird nicht bei diesem, aber einem anderen markierten Bodenfeld ausgelöst. „Invisible Cube“ heißt diese Fläche – sie wird von bewegungsempfindlichen Videokameras überwacht, die nur dann die Alarmglocken schrillen lassen, wenn der Betrachter sich innerhalb dieser Umzäunung bewegt.
Die im Ausstellungstitel groß angekündigten Räume sind also tatsächlich nur markierte Felder (9), die mit dem Gesamtraum zehn ergeben. Derlei Irreführungen, die mit der Wahrnehmung des Betrachters spielen und ihn somit zu Erkenntnissen verhelfen, sind vor allem in optischer Hinsicht bei den Werken selbst zu erleben. Hein präsentiert sich…