Vitus H. Weh
Jenseits von Kunst
Ludwig Museum, Budapest, 17.10. – 23.11.1996
Neue Galerie Graz, 7.2. – 31.3.1997
Sie hätte auch “In der Vorhölle zum Parnaß” heißen können: Eine Ausstellung, die ihr Augenmerk auf all jenes Bild- und Vorstellungsmaterial richtet, das mitunter zwar ganze Weltbilder verändern kann, nur eben nie ins Kunstmuseum kommen wird. Dort sonnen sich auch weiterhin die ausgesuchten Helden der Kunstgeschichte – nur sonnen sie sich, das wurde durch die Ausstellung “Jenseits von Kunst” nahegelegt, oft in fremdem Licht: Die Künstler und ihre Werke gleichen dann dem fahlen Mond, der nur durch das Sonnenlicht glänzt, das zufällig auf ihn fällt. Das wahre Licht aber, so die tendenzielle Aussage, stammt von jenen Forschern und Bildfindern, die im Bereich der technischen und sozialen Wissenschaften arbeiten. Und neben diesen Heroen sollte in der Ausstellung zur Abwechslung einmal nur jene Kunst ernst genommen werden, die kongenial oder didaktisch an der Einübung oder Popularisierung dieser neuen Wissens- und Wahrnehmungsformen teilhat.
Die von Peter Weibel zusammengestellte Schau versuchte diesbezüglich an den traditionellen Hagiographien nicht nur eine Geschichtskorrektur anzubringen, sondern gleich eine ganz andere Kunst- und Kulturgeschichte zu erzählen. Als konkreten Untersuchungsgegenstand hatte sich Weibel aus Anlaß diverser nationaler Jubiläumsfeiern den “Denkraum Österreich-Ungarn” von der Jahrhundertwende bis heute ausgewählt. Mit dem Duktus enzyklopädischer Vollständigkeit präsentierte er die Leistungen und Werke Hunderter Künstler und Künstlerinnen sowie Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen – gegliedert nach Rubriken wie Wahrnehmung und Bewegung; Symmetrie; Mathematik und Physik; Visuelle Kommunikation, Kybernetik, Information, Computerkunst; Psychoanalyse und Aktionismus; Evolution, System, Spieltheorie. Das Resultat war ein riesiges Sammelsurium…