Jenseits der Wachstumskoalitionen
INURA (Hg.) »Possible Urban Worlds – Urban Strategies ot the End of the 20th Century«
Das INURA-Netzwerk kritischer Stadttheoretikerlnnen, aus sozialen Bewegungen heraus entstanden, erwächst mit inzwischen neun Konferenzen immer weiter in institutionelle Ebenen hinein. Die nunmehr als erweiterte Dokumentation vorliegende Publikation der Zürcher INURA-Konferenz zu ‘Possible Urban Worlds’ im Sommer 1997 bietet einen Abriß außerinstitutioneller Bewegungen und Projekte im städtischen Raum sowie theoretische Aufsätze, veröffentlicht in der lingua franca der Globalisierung (zur Konferenz selbst siehe auch KUNSTFORUM 139 sowie KUNSTFORUM 133 zur vorangegangenen INURA-Publikation ‘Capitales Fatales’, herausgegeben von Hitz/Keil/Lehrer/Ronneberger/Schmid/Wolff). “Ich war sehr interessiert am diesjährigen Schwerpunkt über Aktionsgruppen. Es gibt keine Bücher über euch; in zehn Jahren vielleicht schon”, annonciert die jetsettende Stadtforscherin Saskia Sassen ihr Interesse am Besuch der Konferenz. Die Geschichte der Stadtentwicklung schreibt sich selten von der Perspektive derer, die davon besonders betroffen sind. Um so mehr ist die Dokumentation und Fortführung der Konferenz über ‘Possible Urban Worlds’ wichtig. Roger Keil (INURA Toronto) spricht aber auch vom “Legitimationsproblem: Kann ich als Aktivist sprechen, oder gibt es eine unüberbrückbare Lücke zwischen Bewegungs-Intellektuellen und den Bewegungen selbst?”
“Wir sprechen hier über ‘mögliche städtische Welten’, und nicht über Inseln in einer Stadt”, formulierte INURA-Mitbegründer Christian Schmid den großen Anspruch des Treffens und fordert, daß die diversen Projekte sich mit anderen treffen, also auch mit der Gesellschaft Verbindung aufnehmen müssen. Arie van Wijngaarden, als Projektleiterin für Sozialbauten tätig, beschreibt die Verschiebungen zwischen einer den Ausgleich der Lebensverhältnisse postulierenden Politik vor zwanzig Jahren und der aktuellen neoliberalen Polarisierung am Beispiel der…