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Ausstellungen: Köln · von Uta M. Reindl · S. 387 - 387
Ausstellungen: Köln , 1998

Uta M. Reindl
Jeff Wall

Galerie Johnen & Schöttle, Köln, 13.2. – 18.4.1998

Ich glaube, meine Arbeit gilt wder dem Schönen noch dem Erhabenen. Sie gilt dem Grotesken”, so der kanadische Fotokünstler Jeff Wall.1 Ob es die bis zur äußersten Künstlichkeit inszenierten Menschen sind, deren Gesten und Aufmachung emblematisch auf das sozial-politische Setting verweisen, oder der gewählte Ausschnitt einer unspektakulären, zugleich vertrauten Urbanität oder Landschaft – der Bildraum in Jeff Walls Fotoarbeiten wird zu einem Raum sozialen Verhaltens2. Hierbei verschmelzen, wie etwa Walls Beiträge auf der letzten documenta zeigten, Mittel des Fotojournalismus, der Werbefotografie und auch der Filmzitate zu einer subtil austarierten Bildästhetik, getragen von einem schwarzen Humor, der für Wall auch ein “unterdrücktes Lachen”3 ist.

Die Galerie Johnen & Schöttle eröffnete mit Walls Arbeiten, in denen sich die Inszenierungsstrategien auf die Präsentationsweise ausdehnen. Im Hauptraum der Galerie zu sehen sind wandgreifende SW-Fotografien, auf Papier abgezogen, nicht in der bei Wall üblichen Brillanz und des Kontrastreichtums, sondern matt. In zentraler Hängung zeigt die größte Arbeit “Rear, 304 E. 25 Ave., Vancouver, 9. May 1997, 1.14 & 1.17 p.m.” eine junge Frau vor dem Hintereingang eines heruntergekommenen Holzhauses, die sich neugierig auf ein in der Holztür aufgerissenes Loch zubewegt. Der vom Galeristen nach Gesprächen mit Wall verfaßte Begleittext erläutert die Öffnung als eine für den Drogendeal übliche Durchreiche, die Frau als Heroinabhängige. Die dramatische Situation wird akzentuiert durch den im unteren Bereich der “Totale” aufcollagierten “Close-Up” von der Drogenübergabe selbst. Daran läßt sich ein Verweis auf filmtechnische Strategien ablesen, ziemlich deutlich das Anliegen, die…


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