Hermann Pfütze
Jeff Koons: Easyfun – Ethereal
Deutsche Guggenheim Berlin, 27.10.2000 – 14.1.2001
Kitsch interessiere ihn nicht, sagt Jeff Koons. Das ist verständlich, denn seine Auftritte und Bilder sind ziemlich kitschig, und Kitsch lebt davon, sich nicht all zu sehr für sich selbst zu interessieren, sonst würde er ungenießbar. Selbstkritischer Kitsch, das wäre wie schlechte Laune und Appetitverderben. Koons jedoch sorgt sich um die leibhaftige “innere Sicherheit” des Publikums: um leckere Verpackung, reibungslosen Konsum und restlose Bekömmlichkeit seiner Kunst. Die Spannung, das gewisse Misstrauen zwischen Werbung und Konsum, ist bei Koons außer Kraft gesetzt. Die Reklame verspricht “Genuss ohne Reue” und der Kunde sagt sich: Wem schlecht wird, der ist selber schuld. Damit ist noch ein doppelter Anspruch formuliert: an die Qualität der Genussmittel und an die Kunst des Genießens. Koons entlastet von beiden: Alles soll allen schmecken. Das ist die Maxime des Massenkonsums und der Totalversorgung ohne kritisches Aufstoßen.
Kunst hin, Kitsch her – was aber Roy Lichtenstein zu seinen neuen Bildern gesagt hätte, würde Jeff Koons doch gerne wissen. Denn die Pop-Art hat sich stets für Kitsch interessiert; er ist, wie Reklame, Second-Hand-Malerei und Massengeschmack, eines ihrer Lebenselixiere. Freilich ist das Interesse der Pop-Art am Kitsch künstlerisch, während Koons’ Desinteresse außerkünstlerisch motiviert ist – nämlich ökonomisch, spaßereignismäßig und vielleicht kindlich. Etwas schematisierend kann gesagt werden, dass die Pop-Art in dem Maß vom Kitsch ihrer Vorlagen und Themen sich entfernt, wie sie ästhetisch an ihnen interessiert ist. Warhol und Lichtenstein, die beiden Meister der Pop-Art, verarbeiten und formalisieren die kitschigen Elemente eines…