Christian Huther
Jeff Koons
»The Painter & The Sculptor«
Schirn Kunsthalle und Liebieghaus Skulpturensammlung, Frankfurt/Main, 20.6. – 23.9.2012
Eine Frau sitzt in der Badewanne. Aber etwas muss sie stören. Sie hat den Mund vor Schreck weit aufgerissen und bedeckt mit beiden Händen ihre Brüste. Mehr ist nicht zu sehen, auch nicht vom Gesicht, das oberhalb der Lippen abgeschnitten ist. Diese Szene in Porzellan von Jeff Koons scheint nichts zu verbinden mit dem Altar dahinter, den Andrea della Robbia um 1500 für die Himmelfahrt Marias schuf. Doch eine Farbe zieht sich durch beide Werke: blau ist der Wasserhahn, blau ist der Majolika-Altar. Und Andrea della Robbia war erfolgreich. Er arbeitete mit Schablonen und konnte so viele ähnliche Formen produzieren; zudem war Ton billig. Auch Koons ist erfolgreich, arbeitet aber viel aufwändiger und nur in kleinen Stückzahlen. Fast 500 Jahre liegen zwischen den Künstlern und Motiven, aber beide wurden in den gleichen Werkstätten angefertigt. Und früher war die fromme Maria populär, heute ist es eine barbusige Frau. So einfach ist die Welt für Jeff Koons.
Der US-Kunststar, ebenso berühmt wie umstritten, kennt und liebt das Frankfurter Liebieghaus. Denn der mittlerweile 57-Jährige weilt oft in der Mainmetropole, um mit Uwe Arnold von der gleichnamigen Metallverarbeitungsfirma zu sprechen, die in Friedrichsdorf/Taunus und in Thüringen die riesigen Koons-Skulpturen produziert. Nun breitete sich Koons mit 44 Objekten im Liebieghaus aus (parallel hatte er in der Basler Fondation Beyeler seinen ersten Museumsauftritt in der Schweiz). Das Liebieghaus bietet zwar einen Überblick über 5000 Jahre Bildhauerei, aber seine 3000 Werke reichen…