Jeder Ort ist anders.
Museumsarchitektur und kulturelle Differenz
Ein Gespräch mit Jacques Herzog von Herzog & de Meuron von Heinz Schütz
Der Universalitätsanspruch der Moderne kümmerte sich wenig um kulturelle und lokale Differenzen, die Postmodernedebatte der Achtzigerjahre, brachte das Differente und das zuvor als überholt Erachtete ins Spiel. Fern dogmatischer Debatten zeigt sich in den Museumsarchitekturen von Herzog & de Meuron der Purismus der Moderne und das Differente von Formen, Materialien und ortsspezifischen Gegebenheiten. Am Beginn einer globalen Reihe von Museumsbauten in Europa, Asien, Nord- und Lateinamerika steht das puristische Gebäude der Sammlung Goetz in München. Bald darauf erfolgte der Umbau der Bankside Power Station in London zur Tate Modern, später der Erweiterungsbau. Einer der jüngsten Entwürfe – das Museum des 20. Jahrhunderts in Berlin – löste heftige Debatten aus.
Heinz Schütz:Sie haben für die unterschiedlichsten Städte auf drei Kontinenten Museumsgebäude entworfen und realisiert. Welche Bedeutung kommt dabei den verschiedenen Kontexten, kulturellen Hintergründen und Sammlungen zu? Sind wir auf dem Weg zum globalen Museum?
Jacques Herzog: Es ist sicher so, dass der Begriff des Museums eigentlich bis in die Gegenwart hinein vor allem durch das westliche Denken und unsere westliche Kultur geprägt ist. Das betrifft auch die Sammlungen, wie sie zustande kamen, wie sie strukturiert sind und ausgestellt werden, bis hin zu der Vorstellung wie der ideale Ausstellungsraum funktionieren soll. Natürlich ist zurzeit vieles am Aufbrechen und in Veränderung begriffen. Die Kunst hat sich als Markt immer mehr ausgedehnt – man denke nur an die Art Basel, die es nun auch in Hongkong…