Jeder Mensch ist ein Künstler.
Kosmopolitische Übungen mit Joseph Beuys
Kunstsammlung NRW, K20, Düsseldorf 27.03.–15.08.2021
von Heinz-Norbert Jocks
Nach Werner Schmalenbach, der mit Joseph Beuys auf Kriegsfuß stand und sich bis zu seinem Abschied als Gründungsdirektor der Kunstsammlung NRW für keinen Ankauf erwärmen konnte, war 1991 Armin Zweites erste, für längst überfällig gehaltene Großtat, die von seinem Vorgänger hinterlassene Lücke mit dem Erwerb der kurz vor dem Tod des Künstlers in Neapel realisierten Rauminstallation „Palazzo Regale“ und der 253 Werke umfassenden Ausstellung „Natur, Materie, Form“ zu schließen. Seine Nachfolgerin Marion Ackermann, die neun Jahre später mit Isabelle Malz die „Parallelprozesse“ darlegen und nicht weniger als den ganzen Beuys in Augenschein nehmen wollte, holte insgesamt 300 Werke ins Haus.
Statt zum 100. Geburtstag, der das Rheinland in ein regelrechtes Beuys-Fieber versetzt, dessen Kunst nochmals vor uns in ihrer ganzen Fülle und Dichte auszubreiten, rückt das von Susanne Gaensheimer, seit 2017 Leiterin des Hauses, ausgewählte Kuratorenteam – Isabelle Malz, Catherine Nichols und Eugen Blume neben den in Filmen und auf Fotos konservierten Kunstaktionen auch die Happenings in den Blick. Darunter die „Transsibirische Eisenbahn“, „Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt“, „Eurasienstab“ oder „Honigpumpe am Arbeitsplatz“. Begleitet von signifikanten Zitaten, die den Kosmos seines Denkens anklingen lassen, wie dem aus dem Jahr 1965: „Das Denken ist also nicht nur das welterkennende, es ist das weltschaffende Prinzip.“ Oder aus dem Jahr 1969: „Wir befinden uns in einer nomadischen Kultur; der Geist muß ohne feste Weltanschauung auskommen.“ Ein weiteres von 1984: „Ich bin ja kein Gärtner, der Bäume…