Jeder Künstler ein Manager
Thomas Röbke: Kunst und Arbeit. Künstler zwischen Autonomie und sozialer
Die Zahl der bildenden Künstler in Deutschland hat sich, laut Künstlersozialkasse, im letzten Jahrzehnt verdoppelt. Über die Gründe für diesen Boom lässt sich spekulieren; möglicherweise haben ja mit steigender Selbstständigkeit vermehrt Menschen aus kreativen Berufen Zuflucht unter dem Dach der Kasse gesucht. Tatsächlich aber studieren immer mehr junge Menschen Kunst, und die Zahl derjenigen, die in kunstnahen Berufen wie Design arbeiten, nimmt stetig zu. 1999 meldete die KSK 42.000 Künstler.
Für Thomas Röbke, Autor des Buches “Kunst und Arbeit”, ist das nur die Spitze des Eisberges. Er vermutet hinter diesen Zahlen Ursachen, die weit über Berufstrends oder Rentensorgen hinaus weisen. Da traditionelle Felder wie Politik oder Privatheit, meint Röbke, nicht länger Sinn und Lebensaufgaben vermitteln, wollen immer mehr Menschen ihr Leben im Ästhetischen gestalten. “Je schneller die herkömmlichen Institutionen und selbstverständlichen Gewohnheiten zerbröseln, die vor der Revolution digitaler Techniken und globaler Märkte unser Arbeitsleben bestimmten”, so schreibt er, “desto klarer wird uns, dass es immer mehr auf Selbstgestaltung und Eigeninitiative ankommt. Kreativität und Erfindungsreichtum sind mittlerweile zu Kardinaltugenden geworden und nicht mehr nur Künstlern und ihren Reservaten vorbehalten.”
Thomas Röbke, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für soziale und kulturelle Arbeit in Nürnberg, will wissen, ob Künstler Leitbild einer flexibilisierten Gesellschaft geworden sind, die von der Vollzeitbeschäftigung Abschied nimmt und in der sich immer mehr Arbeitende selbstständig machen müssen. Seine Studie orientiert sich an der Praxis. Dem ersten Teil, der den Wandel der Arbeitswelt und die Akzeptanz von Kultur als Wirtschaftsfaktor beschreibt,…