Jens Asthoff
Jeanne Faust
»Outlandos«
Galerie Guenther/Borgmann, Hamburg, 10.3. – 20.5.2006
Fotos der seit 2005 entstehenden Serie “Outlandos” haben eine gegenüber Jeanne Fausts bisherigem Werk völlig andere Bildsprache und Erzählstruktur. Während sie in Filmen und filmstillartigen Fotos bisher mit Schauspielern arbeitete, teils auch selbst vor der Kamera agierte, fotografiert Faust nun karge, selbst gefertigte Scherenschnitte. Die collagierten und stark abstrahierten Bilder basieren auf Vorlagen aus Zeitschriften und ähnlichem massenmedialen Material. Eines dieser neuen Farbfotos zeigte sie bei Guenther/Borgmann erstmals in Form einer Installation: großformatig auf eine Stellwand aufgezogen, mitten im Raum platziert und durch zwei skulpturale Elemente ergänzt. Jene besondere Spannung, wie Faust sie bisher über Akteure und innerhalb von Filmhandlung inszenierte, wird hier verstärkt an Betrachter delegiert, die das Setting mit ihrer Imagination bespielen.
Faust arbeitet mit Strategien filmischen Erzählens und nutzt dafür bisher den Referenzrahmen des Kinos, der in ihren Filmen und Fotos diskret wie ein Subtext anwesend ist. Dabei wird das Konstruieren der Erzählformen selbst zum inhaltlichen Bestandstück und Thema der Werke: Wie wird in Filmen Identität ausformuliert? Wie greifen Dokument und Inszenierung ineinander? Wie viel Information beziehungsweise Klischee braucht man, um eine Story zu konstruieren? Wie lässt man Erwartungen dann schlüssig ins Leere laufen? Solche Fragen werden in Fausts Filmen wie “My Private Satellite” (2001/02) oder “Interview” (2002) gleichermaßen lesbar und erlebbar. Sie sprechen die Sprachen des Kinos wie unter Abzug von stringenter Narration – schön beiläufig erzählt, oft nah am Rande des Ereignislosen, spinnen sich Handlungsfäden darin kaum zu schlüssigen Zusammenhängen aus. Faust inszeniert Sollbruchstellen…