Jean Tinguely
geb. 1925, lebt in Frankreich und der Schweiz
Salzmann: Was bedeutet für Sie, der Sie aus dem Arbeitermilieu stammen, der Begriff Arbeit?
Tinguely: Arbeit, das ist normales Ausdrucksmittel, das ist schon nicht mehr unter Kontrolle. Arbeit im Sinne einer Reparatur von einem Wandschrank gibt es bei mir nicht. Ich kann mir Arbeit nicht anders vorstellen als etwas, das mit einem inneren Verhalten von mir zu tun hat, wie die Suche nach der Lösung von Problemen innerhalb von Konstruktionen. Arbeit ist nicht identifizierbar, ich arbeite nicht, ich habe keine Befriedigung von der Arbeit, ich träume von einem Ziel, ich versuche, dieses zu erreichen. Die Arbeit ist mehr ein Nebending. Die elektrische Schweißnaht, die ich ausgeführt habe, darf schlecht sein, das spielt keine Rolle. Wichtig ist, daß ich das Ziel erreiche. Die Naht kann immer noch verbessert werden, wenn der Apparat zusammenkracht… Es ging mir immer darum, eine Bestrebung, eine Steigerung zu erleben, durch alle meine Materialien, und ich habe mich nie verfangen lassen in Werkzeugen: ich liebe Werkzeuge nicht. Ich bin diesbezüglich eine Ausnahme, ich habe keine Kollektion von außerordentlichen Werkzeugen, die ich besonders pflege…
Ich operiere ja grundsätzlich nur mit dem, wie man in unserer Sprache sagt, ready-made-Verfahren von Marcel Duchamp. Das heißt, ich liebe es, gefundene Objekte zu beleben, wiederzufinden. Ihnen eine neue Dimension, ein neues Leben zu geben. Und es gelingt daher immer wieder, mit dem an sich problematischen Verhalten zu unproblematischen Resultaten zu kommen. Das heißt, es ist kein Problem für Sie oder mich, es ist kein Problem für…