Jürgen Kisters
Jean Miotte
Chapel Art Center, Köln, 29.9. – 30.10.1995
Wenigen Künstlern gelingt es, den Pinsel so zu gebrauchen, daß der Schwung des Lebens seine malerische Entsprechung auf der Leinwand findet. Jean Miotte gehört zu den Malern, die es schaffen. Mit der ganzen Kraft seiner Konzentration wartet er auf den Augenblick, der direkt aus der Bewegung des Körpers mit leidenschaftlichen Gesten ein Bild hervorbringt. Abstrakt, aber ganz und gar nicht abgehoben, von grober Wucht getragen, doch nicht ohne Feinheiten, aufgewühlt und mit stillen Nischen lassen die Bilder die Gefühle frei, die sonst geduckt im Schatten bleiben. Tief aus dem Unterbewußten und doch an der Oberfläche machen Miottes Malwerke eine scheinbar ursprüngliche Kraft sichtbar, die niemandem fremd ist, gleichgültig ob sie als Reichtum oder als Mangel, als größte Lebendigkeit oder als Angst verspürt wird. Zwischen Gewalt und Zartheit, Opulenz und Sparsamkeit, explosiver Heftigkeit und schließlicher Besänftigung verwandeln die Pinselschläge des Malers die Bildfläche in ein bewegtes Spannungsfeld, das sich einmal extrem farbig, andere Male schwarz und weiß darstellt.
Mit einer satten Palette, die die Farben in ein undurchdringliches Gewühl hineintreibt, um es an überraschenden Stellen tief zu öffnen, ist der 1926 in Paris geborene Miotte als einer der namhaftesten französischen Vertreter der informellen Malerei bekannt geworden. Seit 1946 künstlerisch aktiv, fand seine erste Ausstellung in Deutschland 1959 im Kölner Kunstverein statt. Im Kölner Chapel Art Center wurde neben einigen farbigen Werken zum ersten Mal eine Reihe von Arbeiten der Öffentlichkeit vorgestellt, die der Künstler selbst seine “schwarzen Bilder” nennt. “Schwarze Bilder haben mich…