Jutta Schenk-Sorge
Jean-Michel Basquiat, in den 80er Jahren für viele der authentische Neue Wilde mit der “gut energy” und zeitweilig Superstar des New Yorker Kunstrummels, der, wie in einem Filmskript, nach seiner “Entdeckung” 1981 kometenhaft aufstieg, doch bereits 1988 mit 27 Jahren an einer Überdosis Drogen starb, bleibt eine symbolträchtige Erbschaft jener Jahre und sein Rang als Künstler eine anhaltend kontroverse Glaubensfrage. Mit einer aufwendigen Retrospektive will das Whitney nun den Blick vom exotischen schwarzen Wunderkind der Sammler und Galeristen weg und strikt auf die Bedeutung seines Werks lenken. Unter den rund 1000 Bildern und 2000 Zeichnungen – die durch die Nachfrage stimuliert – während Basquiats kurzer Karriere entstanden, wählte man knapp 100 meist großformatige Arbeiten aus. Unter den Leihgebern finden sich vielfach Galeristen, vornehmlich zwei, in deren Depots nicht wenige Basquiats noch auf ihr ungewisses Schicksal harren dürften. Aus Museumsbesitz stammen nur sieben, davon vier vom Whitney selbst. Auch lehnten einige angesehene Häuser die Übernahme der Schau ab. Eine Legende schaffen die Ausstellung und der mit Lobpreis nicht sparende Katalog jedoch endlich aus der Welt, die Sage von Basquiat, dem urwüchsigen “Ghetto kid”. Denn tatsächlich stammte er aus einer gutsituierten haitianisch-puertoricanischen Familie in Brooklyn, die sein Interesse für Musik, Oper wie Jazz, seine Leselust, sein Zeichentalent und durch Museumsbesuche sein Kunstverständnis von klein auf förderte. Mit 17 entschied er sich selbst für ein rauheres Straßenleben und machte Graffiti-Sprayer Samo auf sich aufmerksam. Die Schau beginnt mit großen Tafeln ab 1980, die mit lockeren Schichten von figurativen und skripturalen Elementen noch…