Claudia Posca
Jean Mauboulès
Galerie Vayhinger, 20.10.-19.11.1989
Jean Mauboulès (1943 in Poey de Lescar (Pau), Frankreich, geboren; lebt und arbeitet in Solothurn, Schweiz) ist ein Künstler, der im Bereich konkreter Kunst arbeitet. In seinen konstruktiven Plastiken bringt er Eisen und Industrieglas in einer Weise zusammen, die einerseits den materialen Unterschied vor Augen bringt und dies zugleich mit tektonischen Relationen im Raum konfrontiert, und andererseits haben diese Materialkombinationen einen illusionistischen Charakter: Das Glas wird zur spiegelnden Oberfläche, die einem Wasserspiegel vergleichbar ist. Eben darin haben Mauboulès’ Plastiken auch Modellcharakter, der Brunnen- bzw. Teicharchitekturen assoziieren läßt. Man gewinnt den Eindruck, daß es neben der nicht auf eine Materialgestik abzielenden Materialbehandlung vor allem dieser Aspekt ist, der die Plastiken Mauboulès – ganz im Unterschied zu seinen Glascollagen bzw. Glaszeichnungen – nicht provokativ erscheinen läßt, obwohl gerade in der Kombination von Eisen und Metall Vielversprechendes steckt. Im Unterschied zu den Glascollagen wird das Auge nur kurze Zeit vom schönen Schein der Plastiken gebannt.
Dagegen sind die Glascollagen dem Auge eine permanente Aufgabe. Sie fordern einen aktiven Blick ein, der sich um die ambivalente Bildstruktur bemüht und ihre komplizierte Erscheinung als eine Erfahrung des Bildlichen zur Kenntnis des Auges macht. Mauboulès’ Glaszeichnungen bergen – um einen treffenden Terminus von Joseph Albers auszuleihen – “visuelle Überraschungen”. Bei den Glascollagen Mauboulès’ handelt es sich um mehrteilige Bilder, deren einzelne Bildelemente – trotz ihres funktionalen Stellenwertes in der gesamten Bildarchitektur – selbst als gerahmte und damit autonome Bilder zu erkennen sind. Besteht in dieser Mehrteiligkeit gleichsam die relationale Makrostruktur der Glaszeichnungen,…