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Titel: Kunst und Geld · von Jürgen Raap · S. 191 - 191
Titel: Kunst und Geld , 2000

Jean Luc Cornec: Trivialisierung

Rund 370 Wörter mit der Silbenfolge “Ver…ung” gibt es in der deutschen Sprache. Mit solchen Substantiven erstellte Jean Luc Cornec ein Horoskop, indem er jedem Kalendertag willkürlich ein Schlüsselwort wie “Verausgabung”, “Verbeamtung” oder “Verfluchung” zuordnete. “Mit Moses ist alles Gesetz”, “Mit Jesus ist alles Liebe”, “Mit Marx ist alles Geld”, “Mit Freud ist alles Sex” und “Mit Einstein ist alles relativ” notierte er auf einem tapetenhaften bunten Hintergrund. Cornec greift Triviales auf, und dieses bleibt auch als Motiv oder Objekt der Kunst trivial. Diese künstlerische Vorgehensweise ist tautologisch, und sie führt zu der Aussage: “Geld ist Geld”: eine amerikanische Ein-Dollar-Note hat er mit dem Wort “Money” übermalt – nicht das Abbild eines Gegenstandes, von dem René Magritte behaupten konnte, er sei keine Pfeife, sondern einen realen Schein. Dessen Funktion und Bedeutung wird hervorgehoben und gleichzeitig zerstört – man bekäme wohl Schwierigkeiten, wolle man damit im Alltag bezahlen. Allenfalls könnte man noch versuchen, ihn bei einer Bank einzutauschen, die normalerweise verschmutzte oder stark beschädigte Geldscheine aus dem Verkehr zieht und dafür druckfrische ausgibt. Ein Geldschein wohl der einzige Gegenstand, den man unbrauchbar machen kann, indem man ihn mit seiner Bezeichnung beschriftet – er wird nicht unbedingt entwertet, aber er wird für den Zahlungsverkehr entfunktionalisiert, bekommt damit aber gleichzeitig eine neue Funktion, nämlich die eines Kunstwerks. Dieses hat einen ready-made-Cha rakter – die Beschriftung “Money” entspricht in etwa der Signatur “R. Mutt” auf dem berühmten Duchamp’ schen Pissoir. Und es ist allein diese Signatur bzw. diese Beschriftung, die ein…

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