Annelie Pohlen
Jean Le Gac
Galerie Daniel Templon, Paris
Muß man annehmen, daß Jean Le Gac auch wirklich meinte, was er der Kritiker-Fachwelt zum Besten gab, als er behauptete – dem Sinne nach: Je mehr sich die aktuelle Kunst auf die schnelle Geste einstelle, um so mehr liege ihm seine langsame, raffinierte, ausgefeilt handwerkliche Vorgehensweise am Herzen. Wird da ein Avantgardist zum Altmeister aus Reaktion? Doch wohl kaum. Man würde den Abenteurer Jean Le Gac, der sich als Kriminalist dem Maler/Künstler auf die Fersen gesetzt hat, nicht gerecht, wollte man seine provokante Verknüpfung der Foto- und Zeichen/Malkunst eben nur als Ausdruck der Selbstverführung durch handwerkliche Könnerschaft sehen. Le Gac wäre sicher nicht der einzige seiner Generation und Mentalität, der die Abwendung jüngerer Künstler von den Vorstellungen der Avantgarde mit Skepsis betrachtet.
Doch ist sein gegenwärtiges Werk, (neben seinem auf der Neuen Pariser Biennale wahrlich einsam anmutenden Beitrag in einer bemerkenswerten Ausstellung bei Daniel Templon, Paris präsentiert), die spannende Fortsetzung eines Konzeptes, das die Befragung der Kunst zum anti-romanhaften Abenteuer-Roman deklariert. Die zuvor in eher lapidaren Photographien ausgelegte Fährte einer Geschichte ohne literarisch begründbaren Anfang, ohne Entwicklung und Ende ist nun hinsichtlich ihrer Verführungskünste gesteigert zu einer Kombination aus brillanten Farbfotos von brillant inszenierten Stilleben und hochgezüchteten Zeichnungen von Ereignissen ohne erkennbare erzählerische Logik. Zeichenstifte, Kreidestücke, Maltücher, Kerzen, Erinnerungsfotos, allesamt Fetische in der Geschichte des Malergenies erscheinen in kultischer Inszenierung und nebenan die bekannten Bilder des kulturellen Erbes in der handwerklichen Manier von geniebesessenen Hobby-Malern kopiert und kombiniert zu hochtrabenden, nichtssagenden Geschichten vom Abenteurer/…