Jean Hélion
Abstraktion und Mythen des Alltags
Bilder, Zeichnungen, Gouachen 1925-1983
Lenbachhaus München 29.8. – 21.10.84
“Jean Hélion, der sich anfänglich zwischen dem Kubismus und dem ‘Stijl’ bewegte, malte in den Jahren der ‘Abstraction-Création’ eine Reihe ausgezeichneter, abtrakter Bilder: schwere, fast maschinelle Formen in derber Plastizität, die auf dem raumhaltigen Bildgrund rhythmisch zueinander treten. Später gab er diese Bemühungen zugunsten des Surrealismus und eines unangenehmen realistischen Manierismus auf.” Dieses Urteil Werner Haftmanns über Hélion steht in der 1954 erstmals veröffentlichten “Malerei im 20. Jahrhundert” (S. 360, 5. Aufl. 1976) und drückt ziemlich unverblümt aus, was Hélion der breiten Kunstvermittlerszene suspekt erscheinen ließ: der Bruch mit der reinen abstrakt-konkreten Kunst. 1929, als er mit Theo van Doesburg und anderen die Gruppe ‘Art Concret’ und später ‘Abstraction-Création’ gründete, war eine Entscheidung für die abstrakt-konkrete Kunst auch der Ausdruck einer politischen Utopie. Andererseits muß gerade Hélion die unendliche formale Variationsbreite von abstrakten Systemen als lähmend empfunden haben. Er fühlte den Sättigungsgrad schon bald, weil ihn die freie Beweglichkeit von Körpern viel stärker anzog als eine Farb-Flächen-Linien-Komposition. Allerdings bannt er diese Körper noch lange in die Fläche. Aber in den die Ölbilder vorbereitenden Aquarellen kommt schon früh, Anfang der 30er Jahre, die Freude an der freien Form zum Ausdruck. Um 1935 werden dann von ihm die Körper raumgreifend so gegeneinander verschoben, daß Figuren entstehen, die an kubistische Formen erinnern.
In den Ölbildern werden sie stets mit solcher Perfektion in die Fläche eingebunden, daß wir an die Maschinen-Figuren eines Fernand Léger denken müssen. Für Hélion scheint mir hier…