Ralf Beil
Jason Rhoades
“The Purple Penis and the Venus (Installed in the seven stomachs of Nürnberg) As Part of the Creation Myth”
Kunsthalle Nürnberg, 2.7. – 20.9.1998
Stedelijk van Abbemuseum, Eindhoven
20.10.1998 – 10.1.1999
Er ist der Darling der Global Art Scene und hat gerade David Hockneys Rekord eingestellt. Gleich dem britischen Pop-Artisten wird dem Kalifornier Jason Rhoades (*1965) bereits mit 32 Jahren die erste Retrospektive zuteil: Arbeiten aus sieben Schaffensjahren sind in der Kunsthalle Nürnberg zu einem wuchernden Gesamtkunstwerk vereinigt.
Sein Synkretismus ist so fabulös wie sein Selbstbewusstsein. Jason Rhoades verehrt das Haus des Architekten Frank O’Gehry in Santa Monica ebenso wie Richard Scarrys Kinderbücher oder den Maler Picabia, seiner Autosammlung wegen. “Künstler” sind für ihn ohnehin Zentren von Sonnensystemen, um die alles andere gravitiert. Brancusi besitzt auf den Umlaufbahnen dieses Kosmosdenkens ebensoviel skulpturale Qualitäten wie Bert, der Hund seines Vaters.
Begonnen hat alles mit der Venus von Willendorf. Bei seiner ersten grossen Installationsperformance “Jason the Mason and the Mason Dickson Linea” von 1991 mauerte er aus Ziegelsteinen, Holz- und Schaumstoffblöcken den Unterleib des 30.000 Jahre alten Fruchtbarkeitssymbols zu einer Art Kamin auf. “The first sculpture” (Rhoades) wurde so in einem kühnen Akt künstlerischer Übersetzung zugleich zur ersten autonomen Skulptur des Kunststudenten.
Bekannt gemacht haben den zeitgenössischen “Bildhauer” jedoch seine Materialschlachten. Besonderes Kennzeichen: Plastikeimer. Ganze Säle hat er bis zum Bersten mit Basteleien und ready-mades aus dem Heimwerkermarkt gefüllt und damit buntleuchtende, ab und an lärmende Bricolagen mit immer ambitionierteren Titelthemen erstellt. Über das noch etwas spätpubertär anmutende Basler “Theater in my Dick” ist…