Jens Rönnau
Jårg Geismar
»Die Blumen der Fremde«
Flandernbunker Kiel, 8.5. – 29.7.2012
Zur Eröffnung verbrennt Jårg Geismar im Bunker ein Schachspiel – „life is not a chessgame“! Als „Diskursort“ bezeichnet der Verein Mahnmal Kilian den Flandernbunker in Kiel, ein ehemaliger Marinehochbunker, der Kommandozentrale des „Reichskriegshafens“ im Zweiten Weltkrieg war. Jetzt geht es hier mit Ausstellungen, Veranstaltungen und Pädagogik, um „Geschichtsvermittlung zur Friedensförderung und Völkerverständigung“. Einmal jährlich wird das Gebäude zum Zentrum der internationalen Kunst. Der Düsseldorfer Jårg Geismar, der lange in Tokio und New York lebte und schon auf allen Kontinenten in Ausstellungen vertreten war, hat sich ein Jahr lang mit dem Kieler Bunker beschäftigt und fast ausschließlich neue Arbeiten für das ungemütliche Objekt entworfen. 13 Werke werden hier unter dem Titel „Die Blumen der Fremde“ auf vier Ebenen gezeigt, darunter große Rauminstallationen sowie Ton- und Videoarbeiten. Hinzu kommen Vorträge und Essen aus der Folge „Restaurant Mes Amis“.
Eigentlich setzt Geismar mit allen Arbeiten einen Kontrapunkt zum rauhen Bunkerbeton und dem, was das ungemütliche Relikt aus den alten Zeiten atmosphärisch birgt. Der zweigeschossige Bunker mit Dachaustritt ist in seinen herausgesprengten Entfestigungsöffnungen der Nachkriegszeit mit Fenstern verschlossen. Über die alten Druckluftschleusen gelangt man hinein – und wird von verschrobenen Klängen eines Liedes empfangen, das sich als der Pete Seeger-Friedensklassiker „Where Have All The Flowers Gone?“ entpuppt, Fragmente, gesungen von verschiedenen Interpreten in acht Sprachen, brüchig der Ton, als würde das Lied von den dicken Mauern des Stahlbetons aufgesogen.
Folgt man den beengten Gängen und Türschleusen, bleibt es ähnlich international: In schnurgeraden Reihen hängen schwarze…