LA BIENNALE – GIARDINI
Japan
TATSUO MIYAJIMA
KOMMISSAR: JUN’ICHI SHIODA
ASSISTENT: ATSUKO SATO
PAVILLON: TAKAMASA YOSHIZAKA
Dunkelheit. Alles wartet auf den erlösenden, erhebenden Augenblick. Dunkelheit. Und dann, plötzlich, ein Blinken, noch eins, da, dort, da, dort, dort in rasender Progression. 2450 LED-Einheiten hat Tatsuo Miyajima installiert. Technische Einrichtung und visueller Ablauf entsprechen den Arbeiten, die der Japaner im Frühjahr bei Buchmann, Köln zeigte1, nur daß dieses Mal keine in sich bewegten Einzelbilder zur Betrachtung anstehen, sondern die Ausstellungsbesucher von einem dramatisch pulsierenden Leuchten umfangen werden. Der Eindruck des Sublimen wird durch die Farbe gesteigert: Anders als bei früheren Arbeiten wählte Miyajima für Venedig Blau. Es soll den Tod “in einer abstrakten und kosmischen Abtönung”2 wiedergeben – den massenhaften Tod als Signum des 20. Jahrhunderts, an den auch die zahllosen Zahlen auf Miyajimas LED-Wänden gemahnen. Der Eindruck ist sakral-poetisch. Wäre er es nicht, könnte man das überraschende blaue Aufleuchten beinahe als Zeichen für den Atomblitz verstehen, der den Japanern 1945 die nukleare Vernichtung ankündigte. In Nagasaki soll ein Kakibaum den Bombenabwurf überlebt haben. Seine Abkömmlinge will Tatsuo Miyajima in der ganzen Welt verbreiten, eine Aktion, die als natürlicher Konterpart zu den LED-Arbeiten gedacht ist und die auch in Venedig mit etlichen Setzlingen fortgeführt wurde. Die elektronisch getunte Kunst wird am Ende der Biennale entfernt, die kleinen Pflanzen sollen bleiben, wachsen, das Prinzip Hoffnung nähren.
Anmerkungen:1.) vgl. Frank Frangenberg: Tatsuo Miyajima. In: KUNSTFORUM International, Bd. 146, Ruppichteroth 1999, S. 381f.
2.) “presentando così la morte in una sfumatura astratta e cosmica”. Jun’chi Shioda: Dove vanno…