Amine Haase
Jannis Kounellis
»Schweres Erinnern«
Synagoge, Pulheim-Stommeln, 1.12. – 29.2.1992
Die Synagoge von Pulheim-Stommeln – ein Ort voller Geschichte, des Glaubens, der Verzweiflung, der Trauer, der Hoffnung mitten in Deutschland – trägt die Spuren der Wandlung. Daß sie wirksam werden und nicht als Symbole erstarren, dafür sorgt ein sensibel durchdachtes Projekt: Auf Initiative des Pulheimer Kulturdezernenten Gerhard Dornseifer sind Künstler eingeladen, sich mit dem Raum auseinanderzusetzen. Der erste, der die Herausforderung annahm, ist Jannis Kounellis. Seine Arbeit wird bis Ende Februar in Pulheim-Stommeln zu sehen sein. Dann soll Richard Serra, der zweite, der sich dem Projekt stellt, vor Ort mit der Arbeit beginnen.
Der Kulturdezernent, die Künstler und nicht nur sie alleine hoffen, daß der dritte Künstler, der die Aufgabe aufnehmen wird, aus Deutschland kommt. Ein Schatten nämlich fällt auf den Anfang des “Synagogen-Projekts Stommeln”: Anselm Kiefer, der als erster Künstler eingeladen worden war, lehnte ab. Noch dazu mit dürftigen Argumenten, wie “Tagebuch-Notizen” aus Pulheim zeigen: “Am 22. Juni 1990 besichtigt Anselm Kiefer die Synagoge. Er kommt mit dem Hubschrauber von Stuttgart. Kiefer zieht sich zur Beratung mit seiner Assistentin auf die Empore zurück. Die Frage ist jedoch schon entschieden, als er zur Tür hereintritt: Kiefer ist groß, zu groß für diesen Raum, das Format seiner Arbeiten nicht auf die Synagoge einzustellen. Er formuliert Vorwände auf dem Stommelner Sportplatz, im Wind der Hubschrauberrotoren die endgültige Absage.”
Kounellis, der die Auseinandersetzung mit der Synagoge ausdrücklich als eine moralische Herausforderung bezeichnet, ließ dem Raum seine Würde, setzte seine künstlerischen Akzente so, daß dem Ort, der…