CLAUDIA WAHJUDI
Janet Cardiff/George Bures Miller
The Paradise Institute/ Forty Part Motet
Hamburger Bahnhof, Berlin, 8.2. – 1.4.2002
Kein Zweifel, “The Paradise Institute” ist in Europa die bekanntere Arbeit. Janet Cardiff und George Bures Miller zeigten ihre Raumskulptur vergangenes Jahr auf der Venedig-Biennale. Dort erhielten sie einen Sonderpreis der Jury und sorgten für lange Schlangen vor dem kanadischen Pavillon: Immer nur 17 Besucher auf einmal durften hinein. Das Warten lohnte. In “The Paradise Institute” (2001) bündeln Cardiff und Miller wichtige Themen ihrer Produktion: das Verhältnis von Technik, Körper und Unbewusstem, Zerstreuung und Isolation, die psychoakustische Wirkung von Klang, die gleichzeitige Wahrnehmung verschiedener Realitäten und Kino als ein Träger des kollektiven Gedächtnisses. In Berlin sind die Reihen der Wartenden natürlich kürzer. Gleichwohl lässt sich hier mehr und besser sehen – und hören. In der Ausstellung, die der Hamburger Bahnhof mit dem Berliner Künstlerprogramm des DAAD ausgerichtet hat, kontrastieren Cardiff und Miller ihr “Institute” mit der akustischen Skulptur “Forty Part Motet” (2001). Die Arbeiten könnten unterschiedlicher kaum sein.
“The Paradise Institute” ist ein opulent ausgestattetes Miniaturkino. Zwei Treppen führen in einen schalldichten Holzkasten, zu 17 mit rotem Samt bezogenen Klappsesseln. Von hier schauen die Besucher in das perspektivisch übersteigerte Modell eines alten Filmtheaters, das die Illusion vermittelt, tatsächlich in einem Kino zu sitzen. Auf der winzigen Leinwand beginnt nun eine Videoprojektion, die in zehn Minuten den Stoff eines ganzen Spielfilms assoziieren lässt: ein Kranker in einem Hospital, nur halb bei Bewusstsein, der von einem Mann mit dunklen Absichten verfolgt wird, und eine Pflegerin, die den…