Renate Puvogel
Jan Vercruysse
Stedelijk Van Abbemuseum, 18.5. – 1.7.1990
Mancher Besucher wird diese Ausstellung als Ärgernis empfinden, denn hier versagen sämtliche Übereinkünfte, hier wird nichts gezeigt, vielmehr alles, was präsentiert ist, entzieht oder verweigert sich zugleich, ist verstellt oder gar negiert. Die Selbstporträts (seit Mitte der 70er Jahre) zeigen im Foto den Künstler in Rückenansicht, lassen ihn à la Magritte schwarz gekleidet im Spiegel oder mit Maske oder ganz kopflos erscheinen; Drucke aus galanter Zeit entpuppen sich als aufgeblähte, wertlose Fotos von Drucken und entwerten sich zusätzlich durch seitenverkehrte Verdopplung; Rahmen beherbergen keine Bilder oder lediglich Fotos von Marmorimitationen; Vorhang, Schleier, Maske und Spiegel verhüllen und verrätseln, Sockel tragen keine Skulpturen, Möbel sind unbenutzbar, erinnern in nichts an Gegenstände des täglichen Gebrauchs. Maßstäbe sind vertauscht, Bilder in ungewohnter Hängung an den Wänden plaziert; sogar die Zeit scheint durch mehrere ungleich gestellte Uhren außer Kraft gesetzt; die Raumflächen sind kaum genutzt, Skulpturen wie Bilder rundherum an den Wänden aufgereiht und verbauen Durchblicke; selbst der gewohnte Rundgang ist an einer Stelle unterbrochen. Und auch dem Kunsttheoretiker bleiben die Brocken stereotypen Fachjargons im Halse stecken: Hier versagen Worte wie kommunikativ, referentiell, diskursiv – Begriffe, die auf eine irgendwie geartete Beziehung zwischen Kunstwerk und Betrachter zielen.
Dennoch ist alles vorhanden, und die zweidimensionalen Fotos an der Wand und die dreidimensionalen Objekte im Raum dienen dazu, das problematische Verhältnis von Kunst und Wirklichkeit kritisch zu beleuchten. Stets auf der Höhe der Zeit, hatte Jan Vercruysse seine Konzepte während der 70er Jahre in papierenen Zeugnissen und Fotoinszenierungen eher…