Jan & Paul Schietekat
Seit jeher hat das Phänomen der Zwillinge alle Kulturen und ihre Mythologien besonders beschäftigt. Abgesehen von ihrer tatsächlichen Darstellungsform – entweder vollkommen identisch oder der eine dunkel und der andere als Lichtgestalt, der eine himmelwärts strebend, der andere erdverhaftet – zeugen sie für das Eingreifen der Götter und die jedem Wesen innewohnende Dualität.
Wenn indessen die äußere Ähnlichkeit vollkommen ist wie bei den 1963 in Saint-Niklaas/Belgien geborenen eineiigen Zwillingen Jan & Paul Schietekat und einer das Doppel des anderen ist, so scheinen sie die Einheit zu symbolisieren, die auf dem dualen Gleichgewicht beruht, wobei ihre Physis als Kopie des jeweils anderen durch die Reduzierung der Unterschiedlichkeit zu innerer Harmonie überleitet. Und nach Überwindung dieses Dualismus wird Qualität selbst nur mehr Schein, Verwirrspiel. In dieser hoch individualistischen Welt begegnet man einer Zusammenarbeit – besonders im künstlerischen Bereich – nach wie vor mit Mißtrauen, doch bei Jan & Paul Schietekat ist es das Natürlichste von der Welt. Nachdem sie mehrere Jahre lang – gezwungen durch ihre praktische Arbeit an der Akademie – jeder für sich tätig waren, arbeiteten sie zum ersten Mal offiziell ab September 1988 zusammen; damals beteiligten sie sich an der “Zin en Beeld”-Ausstellung in Holland.
Gemeinschaftliches Arbeiten ist ihnen geradezu eine Notwendigkeit, denn sie spüren, daß ihr Werk erst durch den gemeinsamen Schaffensprozeß zur Vollendung gelangt. In dessen Verlauf gibt es bis zum Schluß keine spezielle Arbeitsteilung. Dabei findet ein ständiger Dialog zwischen ihnen statt über das Warum und das Wie ihrer Arbeit (Inhalt) und deren schließliches Ergebnis…