Heinz Thiel
Jan Kolata
Galerie Artforum, 26. 1. – 28. 2.1988
Beim Betrachten von JAN KOLATAS Malerei beschleicht einen die Befürchtung, das Bild könne jeden Moment kippen. Was da kippen würde. Farbigkeit oder Gegenstandspartikel, und was für einen Bildzustand diese Veränderung ergäbe, das weiß man nicht, wenn
man vor den kontinuierlich größer werdenden Papierformaten oder den mittelgroßen Leinwänden steht. Man verspürt nur dieses eigenartige Gefühl, das zu Behutsamkeit und Vorsicht anhält. Jan Kolata treibt seine Malerei. Man empfindet den Druck geradezu körperlich, so als ob er ein Tier oder einen Wagen einen Berg hinaufjagen wollte. Aber dann scheint er plötzlich innezuhalten, kurz bevor der Schwung in die angestrebte Horizontale mündet. Und an diesem Punkt weiß man als Betrachter nicht, ob es vorwärts, zum Ruhepunkt, oder rückwärts, mit hoher Geschwindigkeit zum Ausgangspunkt, geht. Raum und Zeit will Kolata durch Farbformen und Gegenstandsandeutungen zueinander in Beziehung setzen; Geschwindigkeit ist die direkte Verbindungslinie, durch die Zeit und Raum als Relationen definiert werden. Jan Kolatas Bilder entstehen aus dem Faktischen der Farbe; es sind Farbbilder, auch wenn auf ihnen Gegenständliches zu erkennen ist. Die Gegenstandsassoziationen ergeben sich aus Flecken und Farbspuren.
Gegenstände erweisen sich als Stimulanz oder Katalysator für die Auseinandersetzung mit der psycho-physischen Materialität der Farbe, aber zuweilen auch als Mauer. Um durch den Schwung nicht allzuweit weggetragen, durch ein Abblocken aber auch nicht zu sehr zurückgehalten zu werden, arbeitet der Düsseldorfer gerne seriell. Papiere oder Leinwände werden meist direkt auf der Wand befestigt und wie ein langes Fries bearbeitet. Das gibt die Möglichkeit, das Eigenleben der…