Jan Holthoff
Die existentielle Dimension des künstlerischen Aktes
Ein Gespräch von Emmanuel Mir
Wer die Aktualität von Jan Holthoff verfolgt, wird über die Vitalität und die Omnipräsenz des Malers – der nun auch öfter als Kurator fungiert – in der Galerieszene staunen. Es vergeht kaum ein Monat, ohne dass sein Name auf einer Einladungskarte auftaucht. Zwischen April und Juni dieses Jahres sind seine Werke in großen Einzelausstellungen in Hamburger, Düsseldorfer und in Heidelberger Galerien zu sehen. Die ungegenständliche Malerei von Holthoff, mit ihren Schichtungen von expressionistisch angehauchten Farbflächen und nervösen Zickzack-Strichen mag zunächst impulsiv und spontan daherkommen, hat aber ihre Wurzeln in den philosophischen Strömungen der Phänomenologie oder des Konstruktivismus und speist sich sogar aus den Quellen der deutschen Romantik. Im Gespräch kommt Jan Holthoff auf diese Impulse zurück und spricht über die geistige Dimension des Malens.
Emmanuel Mir: Es würde mich zunächst interessieren, wie deine künstlerische Entwicklung bisher verlaufen ist und wie du an den Punkt gekommen bist, an dem du heute stehst.
Jan Holthoff: Angefangen habe ich mit halb-abstrakten Landschaften. Ich bin sehr viel gereist, war in Indien, in Israel, an der Westküste der USA, war auf Hawaii und in Kanada und habe eine Menge an Fotomaterialien, Farbstudien und Skizzen gesammelt. Mir ging es um das Erleben der erhabenen Natur, um diese subjektiven Erfahrungen später im Atelier in den Werkprozess einzubringen.
Früh war ich fasziniert von dem Begriff des Erhabenen, so wie ihn Immanuel Kant formuliert, und von der romantischen Geistesströmung, wie sie sich in den Werken von Caspar David Friedrich sowie William…