Jan Hoets eigenwilliger Weg zur documenta 9
Von Dirk Schwarze
Dieses Mal ist bei der Vorbereitung der Kasseler documenta 9 (13. Juni bis 20. September 1992) alles anders. Selten zuvor erfolgte mit der Berufung des Genter Museumsdirektors Jan Hoet im Januar 1989 die Auswahl des künstlerischen Leiters der documenta so frühzeitig. Und nie zuvor war im engen Leitungsteam die Hierarchie so eindeutig: Der Belgier Hoet ist der unbestrittene Meister, dem seine Mitarbeiter Denys Zacharopoulos, Pier Luigi Tazzi und Bart de Baere wie Assistenten zuarbeiten. Kein Wunder, daß unter diesen Voraussetzungen bislang der große Krach ausblieb, der sonst zum Ritual der documenta-Vorbereitungen zu gehören schien.
Aber auch Hoets Arbeitsweise unterscheidet sich grundsätzlich von der seiner Vorgänger. Gewiß, es gibt gewisse Parallelen zu Rudi Fuchs, der 1982 die documenta 7 ausrichtete. Wie einst der Holländer lehnt Hoet jeden theoretischen Unter- oder Überbau ab. An die Stelle eines Konzepts setzt auch er die Unbedingtheit der Kunst. So wird es 1992 wiederum in Kassel keine Abteilungen geben, keine Unterscheidungen nach Kategorien oder Medien, sondern eine aus den Künstlerbeiträgen entwickelte Struktur. Obwohl es auch für Hoet innerhalb der Kunst klare Hierarchien gibt (Bruce Nauman ist für ihn von Anbeginn die Schlüsselfigur für die zeitgenössische Kunst), will er diese nicht in der Ausstellung festschreiben. Damit will er vor allem vermeiden, daß im Stammhaus der documenta, im Museum Fridericianum, im Zentrum die “Helden” versammelt sind und an den anderen Standorten (neue documenta-Halle, Pavillons in der Aue, Ottoneum) die Künstler aus der zweiten und dritten Reihe ihre Arbeiten versammeln können.
Hoet hat…