Rainer Unruh
Jan Fabre
»Die verliehene Zeit«
Neues Museum Weserburg, Bremen, 6.5. – 18.6.2006
Quando l’uomo principale è una donna
Schwankhalle, Bremen, 5. – 7.5.2006
Am Nachmittag war die Welt noch in Ordnung. Da stellten auf der Promenade gegenüber dem Neuen Museum Weserburg junge Männer in ärmellosen T-Shirts ihre neuen Tätowierungen zur Schau und türkische Familienväter führten Kinderwagen-Karawanen an. Einige Stunden später und einige hundert Meter weiter war’s dann aus mit der Macho-Herrlichkeit und dem Patriarchat. “Quando l’uomo principale è una donna” heißt das Stück, das Anfang Mai in Bremen Deutschland-Premiere hatte. Sein Autor: Jan Fabre (Jahrgang 1958), Theatermacher, Choreograph, bildender Künstler und Visionär, der von einer besseren Welt träumt.
Und in der sind Männer überflüssig. Das war jedenfalls der Eindruck, den man von der Inszenierung in der ausverkauften Schwankhalle gewinnen konnte, die auf Einladung des Bremer steptext dance project erfolgte. Die Solo-Performance gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil schlüpft die großartige Tänzerin Sung-im Her in die Rolle eines Kerls. Breitbeinig stolziert die Koreanerin im Herrenanzug über die Bühne, raucht, trinkt und führt ein Gespräch mit zwei silbernen Kugeln, Tom und Peter, unübersehbare Symbole der Männlichkeit, die sie aus ihrer Hose hervorkramt. Aber irgendetwas stört. Der Martini, den sie sich mixt, schmeckt nicht.
Vermutlich liegt’s an der Olive. Das Stück beginnt damit, dass die Tänzerin Flaschen mit Olivenöl in Halterungen hängt, die an der Decke befestigt sind. Durch die porösen Öffnungen tropft das Öl auf die Bühne. Als sie ihres Männerdaseins überdrüssig ist, entfernt…