Reinhard Ermen
James Turrell
»The Wolfsburg Project«
Kunstmuseum Wolfsburg 22.10.2009 – 5.4.2010
Vor dem Eintritt wird gewarnt, denn „Briget’s Bardo“ ist ein „Ganzfeld“, in dem man leicht die Orientierung verliert, da alles, was strukturierenden Halt gewähren könnte, in einem gleichmäßig, das ganze Sehfeld erfüllenden Raum aufgegangen ist. Das macht das Licht, es überflutet in sanft fließenden Farbwechselns den „Viewing Space“, in dem die Betrachter sich aufhalten, und (leicht gegenläufig) den „Sensing Space“, der sich als Raum hinter dem Raum auftut. Eine gefühlte Projektionsfläche scheint beide Bereiche zu trennen und zusammenzuführen. Mit 700 Quadratmetern ist dieses „Ganzfeld Piece“ für das Kunstmuseum Wolfsburg die größte, begehbare Innenrauminstallation, die James Turrell (Los Angels *1943) jemals realisierte. „Es ist jedes Mal eine Herausforderung“, sagt einer vom aufmerksamen Museumspersonal. Zuvor heißt es Warten, schon der Eingang erscheint wie die Öffnung eines glühenden aber kalten Ofens. „Im Eingangsbereich des ‚Ganzfeld-Piece’ werden Sie von einer Aufsichtsperson in Empfang genommen und durch das Kunstwerk geleitet.“ Das steht auf einem Zettel, den alle in die Hand gedrückt bekommen. „Um allen Besuchern das Erlebnis des ‚Ganzfeld-Piece’ ermöglichen zu können, bitten wir Sie, die Verweildauer auf 5 Minuten zu beschränken und sich währenddessen leise zu verhalten.“ Mittlerweile ist die Aufenthaltsdauer auf 10 Minuten erweitert worden, doch das zu erwartende Wunder ist, noch ehe es betreten wurde, endlich. Vielleicht muss das so sein, nicht nur wegen des gelegentlich recht großen Andrangs. Wenn es schließlich soweit ist („Bitte nehmen Sie Ihre Kinder an die Hand“), treten die kleinen Besuchergruppen über eine steile (leuchtende) Rampe, die…