Annelie Pohlen
James Lee Byars
Galerie Michael Werner, Köln, Juli 1985
Wenn einer es versteht, die Zeichen des Feierlichen, des Kultischen auf die Spitze zu treiben, dann James Lee Byars. Die besondere Form der Inszenierung in vier Räumen (von welchen immerhin zwei aufeinander bezogen waren) bei Michael Werner in Köln, galt für einen Tag. Natürlich auch Byars Auftreten im weißen Anzug mit schwarzem Zylinder und schwarzer Augenbinde. Es gehört üblicherweise nicht zu Ausstellungsbesprechungen, sich über anschließende Empfänge auszulassen. Da nun aber für Byars Kunst überhaupt Ereignis ist, spricht manches dafür zu erwähnen, daß der Künstler immer noch im gleichen Aufzug eben jene Ankündigung zur Kenntnis nahm, die besagt, daß das schönste seiner neuen Werke dem Museum Luwig zur Eröffnung im kommenden Jahr überreicht werden soll. Der Gastgeber und Sammler Speck verkündete diese nicht nur materiell sondern auch geistig zu verstehende Geste vom offenen Fenster des obersten Stockwerkes in den Garten hinein. Derart päpstliche Anspielung dürfte dem inszenierungsgewohnten Byars eben nicht zuwider gewesen sein. Verlassen wir die Stätte des gesellschaftlichen Ereignisses und kommen zur Kunst als möglicherweise gesellschaftlichem Virus. Nach der Documenta mit dem im Turm installierten Thron war dies wohl die subtilste Balance zwischen materieller Feierlichkeit und spiritueller Vision. Schwarz und Gold bestimmten die Räume in barocker Gewalt. ,,The book of the 100 perfects” ruhte als Objekt in Würfelform auf dem Boden umgeben von vier mit schwarzem Samt bezogenen Liegen auf goldenen Füßen in schwarz gestrichenem Raum. Ebenfalls in schwarzem Raum ,,The conscience”: auf goldenem Sockel unter einem Glassturz eine winzige goldene…