Werner Lippert
James Collins
Ich habe noch nie jemanden getroffen, den ich nicht auch hätte als eine Schönheit bezeichnen können’, meinte Andy Warhol neulich. Und damit spricht er sicherlich auch die Bandbreite des (menschlichen) Schönheitsideals an, das wir mit uns tragen. Ein Schönheitsideal, das sich an Modellen ausrichtet, die uns von Werbeanzeigen und Modezeitschriften vorgestellt werden, an denen sich dann auch wieder eben jene orientieren, die wir dann ‘schön’ nennen. Da diese ‘Modelle’ aber massenmedial verbreitet werden, ist unser Schönheitsideal, vielleicht mehr denn je, universal und international. Das bedeutet aber zugleich auch, daß sich nicht nur eine allgemeine ‘ästhetische’ Vorstellung herausbildet, sondern auch eine neue ‘populäre’ Ikonografie, mit einem fixierten Bedeutungsfeld von Gestik, Mimik, etc. Die ‘Sub-Culture’ der siebziger Jahre trägt deutliche Züge eines optischen Asthetizismus, der sich in vielen Erscheinungsformen nachweisen ließe, und der, international betrachtet, sehr vereinheitlicht erscheint.
Durch James Collins’ Arbeiten zieht sich dieses ‘populäre’ Schönheitsideal, vergleichbar etwa mit Warhols Affinität zu ‘Superstars’. Collins filmt in Filmloops von 3 1/2 Minuten Länge in identischen Situationen junge, attraktive Mädchengesichter ab. Diese Gesichter werden als Close-Ups aufgenommen, gleichzeitig erscheint in allen Filmen dieser Art Collins selbst als Beobachter in indifferenter Haltung außerhalb des Schärfebereichs der Kamera. Während der Filmdauer zeigen die Mädchen stark individuell ausgeprägte, wenngleich zum Teil auch nur minimale Reaktionen, besser gesagt ‘Aktionen’. Über den Film baut sich dabei ein relativ kompliziertes Kommunikationsverhältnis auf: Die Mädchen können Collins nicht sehen, sind sich gleichwohl seiner Präsenz bewußt (der Voyeur ist eine aus der zeitgenössischen Ikonographie nicht fortzudenkende Figur, sowohl als…