Hajo Schiff
James Benning
»Decoding Fear«
Kunstverein in Hamburg, 14.2.2015 – 10.5.2015
Verändert die Fenstergröße den Charakter? Ist die Eisenbahn böse? Muss man die Natur mit Waffen schützen? Wo endet die Freiheit? Solche Fragen werden in der bildenden Kunst nicht allzu oft aufgeworfen. Um aber solche und ähnliche grundsätzliche Probleme anzuspielen, geht der kalifornische Künstler James Benning weit zurück in die Geschichte des amerikanischen Traums: Grenzenlose Freiheit versprach einst das weite Land, maximale Kontrolle scheint heute daraus geworden. Aber immer wieder versuchen Einzelne, sich den Überwachungsstrukturen und ökonomischen Zwängen zu entziehen und beginnen ein möglichst autonomes Leben in den Resten der einst weiten Natur.
Ein großer Vorläufer solcher Aussteiger ist der Philosoph Henry David Thoreau (1817-62), dessen Buch: „Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat“ 1849 die Autoritäten in Frage stellte und seitdem bis heute viele Freiheitskämpfer beeinflusst. Thoreau lebte ab 1845 für zwei Jahre nahe Concord in Massachusetts allein in einer Waldhütte. Ihm und dem wesentlich asozialeren modernen Eremiten Theodore Kaczynski gelten die meisten der Installationen und Filme James Bennings aus den letzten Jahren. So hat er in den Bergen der kalifornischen Sierra Nevada in der Nähe seines Hauses auch deren Hütten nachgebaut. Und diese „2 Cabins“ für Galerien und Ausstellungen aus Holz und Gips in neutralem Weiß erneut kopiert. Beide sind gleich groß, unterscheiden sich aber erheblich durch Beheizungstelle und Fenster. Während bei Thoreau ein Kamin und große Fenster noch im Kleinen eine Erinnerung an ein dem reflektierenden Leben gewidmetes Landhaus zulassen, wirkt der Raum, in dem Kaczynski 25 Jahre…