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Titel: Sinnpause · von Michael Hübl · S. 90 - 95
Titel: Sinnpause , 1985

Vom reinen Schein
Jakob Mattner

»Nachtträume. – Nachtsegment. – Nachtgespräche. – In den Fächern der Nacht ist alles hell und klar. – Den Zauber zurückgeben. – Aufrecht träumen.« – Sprachproben aus einem Katalog, der 1980 zu einer Ausstellung im Westfälischen Kunstverein Münster und in der daad-Galerie Berlin erschien und der eine scheinbar präzise Zeitbestimmung als Titel trägt: »In der Mitte der Nacht«. Jakob Mattner hatte sich ins Dunkel der Nacht zurückgezogen. Noch drei Jahre zuvor hatte er in Baden-Badens Kunsthalle nachgezeichnete Körperabdrücke, monumentale Carrara-Fahnen, auf denen er Marmor imitierte, und drei Sarkophage gezeigt, die in manchem Nachbauten schwerer Art-Deco-Möbel ähneln. In Münster und Berlin indes: Zurückhaltung. Keine marmorimitierenden Reminiszenzen mehr an die Thermen Roms oder an den Hauptbahnhof von Mailand. Mattner zeigte reduzierte Zeichnungen von strikten Geraden, Ellipsen und ihren Segmenten, von Kreisen, die rechteckige Flächen durchschneiden, und von klaren kristalloiden Konstruktionen, die er »Diamanten« nannte. Die Nacht war das Thema der meisten Zeichnungen, die Nacht war das Thema auch der Glas-Objekte, pyramidaler oder quaderförmiger Schaukästen, in denen dunkle, gerußte Flächen verwahrt waren. Jakob Mattner hat diese Glas-Objekte weiterentwickelt, mehr und mehr entmaterialisiert. Am weitesten getrieben ist dieser Prozeß bei einer Arbeit, die lediglich aus einer horizontalen, in der Wand eingefugten, Glasplatte besteht, die, weil sie in Augenhöhe montiert ist, nur als grünlicher Strich wahrgenommen wird. Obenauf liegt lapidar eine Ellipse, aus Glas geschnitten. Ein Spot an der Decke wirft ihr Bild als Kreis, als Kreis in einem Viereck, an die Wand. Andere dieser fragilen Scheiben-Stücke sind komplizierter komponiert. Ein vertikales…


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