Magazin: Museen & Institutionen · von Helga Meister
Magazin: Museen & Institutionen , 1993

Helga Meister
Jahresgaben. Ein »Rundgang«

Wie ein Lauffeuer ging es durch die “Art Cologne”, als die junge Malerin Karin Kneffel ihre Hühner und Rindviecher in der Förderkoje der Galerie Schütz zeigte: 1100 Mark sollten die Tierporträts beim Frankfurter Händler kosten, während sie im Bonner Kunstverein für 390 Mark zu haben waren. Der Haken von Bonn: Dort standen lediglich acht Blätter zur Verfügung, über 30 Leute wollten sie haben. Die Kunst mußte verlost werden.

Mit flauer werdendem Markt wird die Schlacht um die Jahresgaben, jene Angebote für die Mitglieder privater Kunstvereine, zu einem spannenden bis dramatischem Ereignis. Annelie Pohlen, die Direktorin am August-Macke-Platz in der bisherigen Bundeshauptstadt, hat dabei die Nase vorn. Der Run auf die preiswerte und dennoch erlesene Ware fand mitten in der Boetti-Ausstellung statt. Die “good news” des Römers gediehen zum Verkaufsschlager. Zwölf Unikate, in Mischtechnik auf Papier, auf Leinwand aufgezogen, für 500 Mark, das war ein Spottpreis. 140 Buchungen gab es, das Werk war total überzeichnet. Auch hier entschied das Los über den glücklichen Besitzer.

Annelie Pohlen sieht ihre Arbeit als pädagogische Tat. “Die Leute identifizieren sich ganz anders mit der Kunst, wenn sie wissen, sie ist für sie erschwinglich.” 1991 zog die Ausstellung von Ida Applebroog, der alten Dame aus New York, durch die deutschen Lande. Die großformatige Radierung mit Aquatinta ist voller verführerischer Schönheit und Hintergründigkeit. Der Zuschlag liegt bei 500 Mark, im Handel zahlt man das Sieben- bis Neunfache.

Derartige Sensationen im Preisgefüge sind selten. Wer Rosemarie Trockels “Perlenkette” mit den weißen Wollfäden über den Styropor-Kugeln und den…


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