Claudia Posca
Jäger & Sammler
in der zeitgenössischen Kunst
Museum Morsbroich, Leverkusen, 21.11.2014 – 11.1.2015; Villa Merkel, Esslingen, 14.3. – 17.5.2015
Tatort Supermarkt an einem gewöhnlichen Wochentag. Die Regale sind voll, ein paar Kunden anwesend. Da landet ein Pfeil in der Halbfettbutter. Ein zweiter trifft die Klorollen. Erneut spannt sich der Bogen, auch der Brot-Laib wird aufgespießt. Am Ende ist die erlegte Beute, noch mit der Waffe im Bauch, an der Kasse zu bezahlen.
1992 drehte der in Berlin ansässige Christian Jankowski (*1968 in Göttingen) diese schräge Nummer, mittlerweile ein Video-Klassiker, absurd und konzeptuell zugleich: Wie viel Jagd-Passion steckt im modernen Menschen? Ja, ist das Frühkapitel Kultur, als der Homo sapiens Nahrung noch selbst erlegen musste, überhaupt abgeschlossen? Oder hält die Moderne Strategien rudimentärer Archaik bereit, gewissermaßen als Reaktualisierung menschlicher Trieb-, Natur- und Tierverbundenheit?
Dem aufreizenden Phänomen spürt das Leverkusener Museum Morsbroich mit zwanzig Positionen Gegenwartskunst u.a. von Marc Dion über Carsten Höller, Andreas Slominski bis Francis Zeischegg in erster Instanz nach. Zweite Station ist im nächsten Jahr die Villa Merkel in Esslingen am Neckar.
Dabei ist sich die Schau ihrer Artverwandtschaft mit dem Thema bewusst, pointiert facettenreich, dass die Beschäftigung mit Kunst auf die eine oder andere Weise stets mit der ´Jagd auf` sowie mit dem ´Sammeln von` zu tun hat, mithin Museen, Kunstliebhaber, Fotografen genauso wie Kunstproduzenten Jäger-Sammler par excellence sind.
Schade nur, dass sich die Pirsch in Leverkusen als ein enger, illustrativ aufs Thema fokussierter und in Folge entschärfter Parcours erweist. Auflistung statt Brechung des Themas zieht sich als roter Faden durchs Konzept….