Doris von Drathen
Jadranko Rebec
Galerie Scheidemann, Hamburg,
11.9.-11.10.1986
»Das ästhetische Bewußtsein des Durchschnittsbürgers reicht bis zu den Impressionisten«, sagt Jadranko Rebec. Mit schwelgend kitschigen Bildern will Rebec den Bürger leimen und ihm seine Schönheitsideale vorführen. Eine entzückende kleine Tänzerin à la Loie Fuller wirbelt durch die Luft. Eingerahmt von einem netten, dunklen Oval. Bei näherem Hinsehen zeigt sich: Der Rahmen ist nicht aus Mahagoni, das Bild ist nicht auf Leinwand gemalt, sondern auf den Deckel eines Farbeimers, auf billiges Plastik. Der Titel zerstört dann spätestens die naive Freude am »schönen« Bildchen: ‘Übermsofabild’ steht da. Ertappt.
Schablonenhaft setzt Rebec die Schönheitsideale quer durch die Kunstgeschichte zitiert in sein Bild vom Fahrradfahrer, der durch die Welt der Ästhetik fährt; damit zitiert er eine surrealistische Vorgehensweise: das Malen auf ein Bild. Die ruhende Venus von Tizian, Giorgione und Velazquez passen gut zusammen: Sie werden hier zu harmonisch gesetzten Farbfeldern.
Wenn Rebec die »Drei Musen«, wie er die drei Venusfiguren nennt, aufs Korn nimmt, tastet er selbstverständlich weder Tizian, noch Giorgione, noch Velazquez an, sondern führt nur die Massenproduktion von genormten Schönheitsidealen vor.
Ähnlich verfährt er mit der Olympia von Goya, die er auf einen fröhlich bunten Paravent setzt, oder mit der aus dem Meer aufsteigenden Botticelli-Venus, die er wie eine aufgeklebte Oblate auf einen blauen Grund malt; am unteren Bildrand spielt ein Jazz-Trompeter ihr ein Ständchen.
Von den Normen aus der Kunstgeschichte geht Rebec zu den Klischees aus der Werbung, zu Bildern vom glücklichen Paar, von der Traumfrau, dem Traummann. »Kitsch ist kein Kitsch mehr, wenn er gut…