Rainald Schumacher
Jack Smith: Flaming Creature
P.S.1 Contemporary Art Center, New York, 29.10.1997 – 1.3.1998
In einem permanenten Strudel und Taumel ineinander kreisende Körper, die ihre individuellen Grenzen in einem rauschhaften Wirbel überbelichteter Filmaufnahmen verlieren, auch heute noch vermitteln diese Bilder aus Jack Smith’ Film ” Flaming Creatures”, 1963 uraufgeführt, etwas von dem Schock, den sie in Amerika auslösten. Verboten wegen Obszönität wurde Jack Smith so etwas wie ein Underground-Star des Independant Cinema.
Dem am 16. September 1989 an Aids verstorbenen Künstler widmet das P.S.1 jetzt im Rahmen seiner Eröffnungsausstellungen für das renovierte Gebäude eine exzellent recherchierte und sehr gut inszenierte Ausstellung. In acht großen Galerien finden sich Kostüme, die für theatralische Aufführungen und inszenierte Fotoaufnahmen hergestellt wurden, Skizzen und Entwurfszeichnungen, die Performances und Inszenierungen illustrieren, Texte, handschriftliche Notizen, Collagen und erstmals nach Negativen aus dem Nachlaß erstellte Fotoabzüge.
So wie “Flaming Creatures” in seiner Bildsprache die “freie Liebe” und “Lust ohne Schuldgefühle” der späteren Beatniks und Hippies vorwegnahm, war Jack Smith ein Visionär, der Kunst in radikaler Weise als Mittel zur Selbstverwirklichung einsetzte. Es scheint, daß alle so sorgsam restaurierten und historisch fixierten Objekte immer wieder den Blick hindurchgleiten lassen auf die Persönlichkeit ihres Autors. Daß etwa ein einzelnes Foto durcharrangiert, gestaltet und inszeniert ist, wird sehr schnell deutlich, aber die Arbeit an der ästhetischen Form ist Ergebnis einer viel wichtigeren Arbeit, eben der Arbeit an und mit Menschen, die als Modelle in seinen Arrangements eine Rolle spielten. Hier scheint er sich exzessiv verausgabt zu haben, und faszinierend war wohl auch die Arbeit…