Jack Goldstein
Er sieht sich nicht als Maler. Sein Interesse gilt ausschließlich dem ,,Image” des Bildes. Der Begriff “Image” ist hier vieldeutig. Er beschränkt sich nicht nur auf den reinen Bildgehalt. Ebenso sehr bezieht er sich auf die Form, in welcher der Bildgehalt mitgeteilt wird, wobei unter Form auch und besonders die Technik der Vermittlung fällt. Goldsteins Bilder sind von der Fotografie vorformuliert. Infolgedessen ist das fotografische Bild der eigentliche Gegenstand seiner “künstlerischen” Arbeit, das spezifische rhetorische Element der Fotografie. Allerdings malt Jack Goldstein seinen Gegenstand weder ab noch bläst er ihn auf, wie es die Fotorealisten einfältigerweise getan haben. Er unterzieht ihn vielmehr einer entscheidenden Veränderung. In einem Gespräch sagte er mir, seine Bilder /eigen das, was eine Kamera “sieht”, wenn sie auf “unendlich” eingestellt ist. So kreisen die Sterne in zirkulären, kontinuierlichen Bewegungen um die Erde, und die Bilder fixieren lediglich ihre “sichtbaren” Spuren, gewissermaßen ihre Schweife. Auf den ersten Blick frappiert der ungeheure Dynamismus der meist großformatigen Gemälde. Zugleich aber auch das spektakuläre Geschehen, das sich auf ihnen vollzieht. Häufiges Thema ist der Krieg. Goldsteins Bilder frieren den Widerschein heftiger Explosionen ein. Moskau während eines Angriffs deutscher Bomber im 2. Weltkrieg: Die Kremltürme erheben sich trotzig in scharfer, schwarzer Silhouettierung vor einem grellen Lichtgemisch, gebildet aus den mächtigen Strahlen der Such-Scheinwerfer und dem Mündungsfeuer der Abwehrgeschosse. Dieses Bild trug Goldstein Ärger ein. Denn das “Image” stammt nicht von ihm, sondern von der berühmten amerikanischen Life-Fotografin Margaret Bourke-White. Der Künstler adaptierte es lediglich. Dennoch kann ihn der Vorwurf, eine…