Christian Huther
Jack Goldstein
»Art should be a trailer for the future«
Museum für Moderne Kunst, Frankfurt, 3.10.2009 – 10.1.2010
Geschlagene zwei Minuten lang brüllt er. Aber nichts geschieht. Zumindest dürfte der Betrachter den Löwen kennen, aus dem Vorspann von Hollywood-Filmen der Firma Metro-Goldwyn-Mayer. Doch dieses Mal folgt weder ein spannender noch ein rührseliger Streifen. Der Löwe verweist lediglich auf die Erwartung der Zuschauer. Diesen Anti-Film hat Jack Goldstein 1975 gedreht. Jack Goldstein? Der 1945 geborene Kanadier, der in Kalifornien studierte, in Los Angeles und zeitweise in New York lebte, wurde lange als Geheimtipp gehandelt und steht nun vor der Wiederentdeckung. Zu Recht widmet ihm jetzt das Frankfurter Museum für Moderne Kunst (MMK) eine Retrospektive, die erste in Deutschland seit 1985.
In den späten 70er Jahren galt Goldstein als Hoffnung der amerikanischen Post-Pop-Generation um Richard Prince, Sherrie Levine, Cindy Sherman und Richard Longo. Für diese auch als „Pictures-Generation“ bezeichneten Künstler war das Abbilden der Natur ebenso versperrt wie das Abbilden der Alltagswelt, da beides längst abgegrast worden war. So beschäftigten sie sich mit der Bilderflut der Medien. Doch Goldstein wurde kein Superstar wie die anderen. Er blieb ein Außenseiter, zog sich zurück und verfiel den Drogen, bis er 2003 freiwillig aus dem Leben schied.
Möglicherweise wechselte er zu schnell die Arbeitsweise, von Filmen über Schallplatten und Gemälde bis zu aphoristischen Texten. Freilich stehen die Werkblöcke nicht zusammenhanglos nebeneinander, denn Goldstein ging es um Verknüpfung. Er wollte die Medienbilder verändern, um zu einer neuen, ebenfalls virtuell konstruierten Welt zu gelangen. Dabei schlug er einen anderen…