Italienische Kunst 1900-1980
im Frankfurter Kunstverein Chia, Clemente, Cucchi, de Maria, Paladino im Nassauischen Kunstverein, Wiesbaden
Die Veranstaltungstermine waren gut gewählt. Während sich im Frankfurter Kunstverein das Museo d’Arte Contemporanea aus Mailand mit seinen Hauptwerken italienischer Kunst dieses Jahrhunderts vorstellte, präsentierte der Nassauische Kunstverein die herausragenden Künstler der sogenannten Transavanguardia oder ‘Arte Cifra’ – also Sandro Chia, Francesco Clémente, Enzo Cucchi, Nicola de Maria, Mimmo Paladino aus der Münchner Sammlung Thomas. Daß hier ein Galerist mit seiner Privatsammlung auftritt und somit den kritischen deutschen Zeitgenossen zum warnenden Stirnrunzeln herausfordert, darf erwartet werden. Den Skrupulösen sei angemerkt, daß Institutionen vom Status dieses Kunstvereins schwerlich eine andere Wahl bleibt, wollen sie ihr Publikum mit den herausragenden Strömungen des gegenwärtigen Kunstgeschehens bekannt machen. Wo kein Geld ist, ist Bewegungsfreiheit und Unabhängigkeit auf hohem Niveau kaum durchzuhalten.
Lassen wir also die Marktbedenken beiseite und widmen uns dem, was vorgestellt wurde, dann gerät ein anderes Politikum ins Blickfeld, was wiederum mit den besonderen Bedingungen der südlichen Halbinsel zu tun hat. Die gegenwärtig immer noch zu den lebhaftesten Kunstregionen zählende Nation leidet am Mangel der öffentlichen Unterstützung. Italienische Museen sind in der Regel nicht Vorreiter auf dem Sektor der Kunst-Aktualität. Daß Peter Weiermair das Mailänder Museum zum Gastspiel in Frankfurt einlud – übrigens die Folge von Weiermairs Vermittlungsaktivitäten in entgegengesetzter Richtung – hat gute Gründe. Dürfte sich doch sonst kaum ein Museum gleichen Ranges für die Darstellung der italienischen Gegenwartskunst anbieten. Die Vorstellung kommt zum geeigneten Zeitpunkt. Nach einer von renommierten zentraleuropäischen Institutionen geförderten – namentlich in Deutschland und…