Ist bereits ein Ausblick möglich?
Zur gegenwärtigen Situation der Malerei in Österreich
VON WOLFGANG DRECHSLER
Dieses Symposium steht unter dem übergreifenden Aspekt einer Zwischenbilanz. Zwischenbilanz bedeutet, daß wir auf etwas bereits Vergangenes zurückblicken können und gleichzeitig erwarten, daß dieses Etwas (in unserem Fall die Malerei der jüngeren Generation) auch weitergeht – zumindest einige Zeit. Zwischenbilanz bedeutet also einerseits Rückblick und andererseits Ausblick.
In den letzten beiden Tagen und auch heute wurde bereits sehr viel gesprochen. Mit einem Referat und dem folgenden von Helmut Draxler werden es wohl dann an die sechs oder sieben Stunden sein, wobei ich die anschließenden Diskussionen nicht mitgerechnet habe. Bei den Vorträgen meiner Vorredner – und ich bin sehr froh, daß es mir möglich war, bei allen Vorträgen dabei zu sein – ist mir aufgefallen, daß überwiegend nur vom Rückblick die Rede war. Das aktuelle Schaffen der Künstler wurde nahezu ausgeklammert. Ausnehmen muß ich dabei allerdings die Vorträge von Wilfried Skreiner und Martin Kunz, die in dieser Hinsicht doch einiges gebracht haben.
Besonders bei den Beiträgen der deutschen Kollegen am ersten Abend war von einer Zwischenbilanz wenig zu spüren. Vieles klang nach Euphorie der ersten Stunde. Hauptthema war die Unfähigkeit und auch Überflüssigkeit der Kunstkritik, da diese nicht imstande oder willens sei, die großartigen Leistungen der jungen deutschen Maler entsprechend zu würdigen. Ohne ein Plädoyer für die Kunstkritiker halten zu wollen, das die meisten kaum verdienen dürften, halte ich dieses Urteil zum heutigen Zeitpunkt in dieser Form und mit diesem Inhalt – für weitgehend überholt. Die Kritiker – sicher nicht…