Israel
Gal Weinstein
Sun Stand Still
Komissare: Michael (Miki) Gov, Arad Turgeman
Kurator: Tami Katz-Freiman
Ort: Giardini
Künstler, die ausgewählt werden, um ihre Nation auf der Biennale Venedig zu vertreten, sehen sich immer auch vor die Aufgabe gestellt, den jeweiligen Pavillon zu interpretieren. Dabei haben sie oft sehr viel Spielraum – zumeist wesentlich mehr als in einer üblichen musealen Situation. Gal Weinstein hat diese gestalterische Freiheit genutzt und für den israelischen Pavillon eine All-Over-Installation entwickelt. Alle Teile der Ausstellung stehen in Bezug zu früheren, in den letzten zehn Jahren entstandenen Werken des Künstlers und wurden hier zu einer geschlossenen Installation zusammengeführt.
Mit ungewöhnlichen Materialien (Kaffeesatz, Stahlwolle, Zucker, Filz, Schimmel, Schaumstoff, Acrylfaser) hat Weinstein den 1952 im modernistischen Stil errichteten Bau in ein düsteres Universum verwandelt. Boden und Wände sind flächendeckend mit blühenden Schimmelflecken bedeckt, es riecht nach fauligem Kaffee.
Die gesamte Installation ist eine einzige Zivilisationskritik. Ein Appell gegen die Hybris des Menschen, die Natur und die Welt seinen Vorstellungen zu unterwerfen. Und sie ist zugleich eine melancholische Allegorie auf die von Mythen und Visionen geprägte Geschichte Israels, auf die romantischen Vorstellungen blühender Landschaften, von Fortschritt und Kultur, wie sie Israels kollektives Gedächtnis prägen.
Der Titel „Sun Stand Still“ nimmt Bezug auf die biblische Gestalt Joshua Bin-Nun, der als Nachfolger Moses’ die Israeliten bei der Eroberung des Landes Kanaan anführte. Er glaubte, den Kampf gegen die Könige von Kanaa vor Sonnenuntergang gewinnen zu können. Um die Zeit anzuhalten, befahl er der Sonne, stehenzubleiben. Das hat offenbar nicht geklappt, denn ein…