LA BIENNALE – GIARDINI
Israel
PHILIP RANTZER, SIMCHA SHIRMAN
KOMMISSAR: MEIR AHRONSON
PAVILLON: ZEEV RECHTER
Simcha Shirman ist 1947 in Deutschland, Philip Rantzer 1956 in Rumänien geboren. Beide sind also von der Shoah nicht unmittelbar betroffen. Gleichwohl mahnt im israelischen Pavillon allenthalben die Vergangenheit, so als müßte ein Befund visualisiert werden, der in der einschlägigen Literatur immer wieder hervorgehoben wird; er besagt, daß das Trauma der Judenvernichtung bis in die zweite und dritte Generation nachwirkt. Dazu paßt, wenn Meir Ahronson, der Kurator der Ausstellung, erklärt: “Erinnerungen an den Holocaust und an die daraus folgende Auswanderung gehören zu den Grundlagen des Israeli-Seins, und das kann nicht vergessen werden.”1 Schon gar nicht in Venedig: Hier liegt der Anfang des fast 500 Jahre alten Begriffs Getto, hier selektierten die deutschen Besatzer im Zweiten Weltkrieg über 200 Juden, um sie jenen Millionen hinzuzufügen, die in den Lagern ausgebeutet und ermordet wurden.
Diesen blutigen Geschichtsabschnitt ruft Shirman in Erinnerung, indem er jüngere Aufnahmen der KZ-Anlagen von Auschwitz mit historischen Fotos und neuen Gerätschaften kombiniert, die für den technisiert-sauberen Tod der Gaskammern stehen. Kacheln, Edelstahl, drei Urinale – alles reinlich und clean wie das Videogewehr, das es dem Biennale-Flaneur gestattet, von einer erhöhten Warte aus andere Besucher ins Visier zu nehmen. Die Arbeiten sind dermaßen überdeterminiert, daß sie Gefahr laufen, über eine kurzfristige intellektuelle Oberflächenreizung nicht hinauszugelangen. Dabei sollen sie weniger historische Bedingungen rekonstruieren, als kenntlich machen, daß der systematische und industrialisierte Genozid einen prinzipiellen ethischen und ästhetischen Bruch bedeutet, der bis in die Gegenwart nachwirkt und als gefährliches Potential…