Christian Huther
Isabel Quintanilla
»Retrospektive 1955-1999«
Kunsthalle Darmstadt, 7.12.1999 – 6.2.2000
Scheinbar banale Objekte und belanglose Ansichten gibt sie so wieder, dass daraus magische Stillleben, Interieurs und Landschaften werden. Isabel Quintanilla malt oder zeichnet ein verloren dastehendes Wasserglas auf dem Kühlschrank, ein Waschbecken, ein erleuchtetes Nähzimmer oder eine unendliche Landschaft. Immer scheint ein Geheimnis in der Luft zu liegen, doch der Mensch kommt nicht unmittelbar vor. So lässt die Spanierin die Dinge zu Wort kommen, und aus den kleinen Dramen des Alltags werden metaphysische Geschichten.
Diese Art von Realismus hatte in den 70er und 80er Jahren bei uns Konjunktur, führt aber inzwischen ein Schattendasein. Dass dies nicht nur eine Modewelle war, konnte kürzlich in der Darmstädter Kunsthalle überprüft werden. Mit einer Retrospektive wurde die auch in Deutschland bekannte, 61-jährige Isabel Quintanilla als eine der bedeutendsten Vertreterinnen der Realisten geehrt. Die Schau umfasste 65 Ölgemälde und knapp 30 Zeichnungen, die zwischen 1955 und 1999 entstanden. Bereits 1987 hatte Quintanilla den renommierten Kunstpreis der Stadt Darmstadt erhalten, die dazugehörige Ausstellung aber fand erst jetzt statt.
Quintanilla malt ebenso brillant wie akribisch, sie ist eine genaue Beobachterin. Doch es geht ihr nicht um Anekdoten, sondern darum, vorgefundene Situationen und zufällige Konstellationen festzuhalten. Der Rest ist Intuition, die Dinge melden sich bei ihr, wie sie es nennt. Beispielsweise die grüne Tasse, die gleich mehrfach in Stillleben auftaucht und das Spiel des Lichtes symbolisiert. Oder der Blick in das Zimmer mit der Nähmaschine, die ihr schon als Kind vertraut war.
Doch gut Ding will Weile haben. Erst wenn die Dinge…