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Ausstellungen: Düsseldorf · von Julia Stellmann · S. 222 - 224
Ausstellungen: Düsseldorf ,

Düsseldorf
Isaac Julien

What Freedom Is To Me
Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, K21 23.09.2023 – 14.01.2024

von Julia Stellmann

Schnee fällt in der Dunkelheit, fasst wie in Marmor gemeißelte Gesichter ein. Weiß sind die Flocken, die wie feinste Staubkörner vor der Kameralinse schweben, schwarz ist der Schatten der Sängerin Alice Smith, aus deren Kehle die Worte „Once again, I defend my open heart (…)“ erklingen. Grau sind die Skulpturen, die in den Depots der Museen lagern, die in Kunstharz eingegossen vor den spiegelnden Wänden fünf Projektionen einfassen. Große Leinwände durchziehen den Ausstellungsraum wie Vorhänge, durch welche sich die Besucher*innen nicht nur bewegen dürfen, sondern sollen, sodass sie Teil des Dialogs werden, sich zwischen den Fronten wiederfinden und sich entscheiden müssen, wohin sie ihren Blick wenden. Welches der Bilder soll flatternd vor der Netzhaut haften bleiben und mit jedem Blinzeln erneut verschwinden? – Szenenwechsel.

Isaac Juliens bewegte Bilder sind betörend, geradezu verführerisch schön. Darf aber politische Kunst schön sein? Stört sie noch auf, wenn ihre Ästhetik sich dem Auge anbiedert? In der Vergangenheit wurde Julien für die Poetik seiner Bilder vielfach kritisiert, müsse er angesichts von Themen wie Identität, Migration und Queerness doch schonungslos Missstände aufzeigen. Die Kritik ist jedoch längst verebbt, der britische Filmemacher zum Ritter geschlagen, mit dem Goslarer Kaiserring ausgezeichnet, in die Academy of Motion Picture Arts and Sciences berufen. Nun also die Ehrung durch eine große Retrospektive in der Düsseldorfer Kunstsammlung NRW, die in Kooperation mit der Tate Britain entstanden ist.

Der Titel der Ausstellung „What Freedom Is To Me“ ist angelehnt an das…

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