Thomas W. Kuhn
Isa Genzken
»Mach Dich hübsch!«
Martin-Gropius-Bau, Berlin, 9.4. – 26.6.2016
Nach dem Stedelijk Museum in Amsterdam inszenierte das Kuratorenduo Beatrix Ruf und Martijn van Nieuwenhuyzen auch die zweite Station der Retrospektive mit Werken der 1948 in Bad Oldesloe geborenen Künstlerin Isa Genzken. Zehn Räume und der Lichthof des ehemaligen Kunstgewerbemuseums beinhalten Werke von 1973 bis 2016, die durch fehlende und ergänzte Stücke in Teilen von der 2015 eröffneten niederländischen Schau abweichen. Beide Ausstellungen unterscheiden sich, architekturbedingt, grundlegend voneinander. Amsterdam war eine klassische Präsentation zeitgenössischer Kunst mit vergleichsweise neutralen Räumen, die durch großzügig bemessene und mehrfach durch Türen erschlossene Säle einen multiperspektivischen Zugriff auf das Oeuvre der Künstlerin bot, sowohl im eigentlichen, wie im übertragenen Sinne. In Berlin unterliefen die historistischen Bauteile die vorgebliche Neutralität des White Cube mit nur auf jeweils einem Weg erschließbaren Räumen. Zugleich wurde im Unterschied zu Amsterdam umfassend Gebrauch von Absperrungen gemacht die störend wirkten.
Die Adaption für Berlin scheitert zentral im Entrée, dem großen Lichthof. Das unruhige Muster des Bodens verhindert eine angemessene Wahrnehmung der Ellipsoiden und Hyperbolen der späten 1970er und frühen 1980er Jahre. Diese erste bedeutende Werkgruppe der Künstlerin erzwingt einen neutralen Grund. Zugleich neutralisiert die Gruppierung dieser Bodenarbeiten als Schwarm den Eigenwert der einzelnen Objekte. Das Raumvolumen des Lichthofes selbst wird im Ganzen nicht bewältigt, ganz zu schweigen von der irritierenden unregelmäßigen Absperrung. Lediglich die Betrachtung von der Galerie, eine Etage darüber, hätte der Komposition halbwegs Sinn verliehen, aber die war nicht zugänglich. Nur zaghaft wurde der Arkadenumgang mit den fotografischen Aufnahmen…