Isa Genzken
von Paul Groot
Die Skulpturen von Isa Genzken, deren äußere Erscheinungsformen oft einen sehr präzisen, geometrischen und stereometrischen Charakter widerspiegeln, rufen gleichzeitig eine ungeahnte Menge persönlicher Assoziationen hervor. Schnelle Schiffe, scharfe Wurfspeere, Surfbretter, ja sogar Torpedos gehören zu den Bildern, die sich an erster Stelle aufdrängen, es ist aber ebensogut möglich, eine Verbindung zu Naturerscheinungen zu finden.
Genzken ist von der industriellen Ästhetik fasziniert, verbindet aber diese Vorliebe mit ihrem Interesse an organischen Formen. Ihre Arbeit fordert zur Meditation auf, wobei die Markennamen japanischer Tonsysteme anfangen, wie die Namen jener bekannten Zen-Meister zu klingen, die auf der Suche sind nach der “klaren und einfachen Wahrheit” des Lebens. Denn die Objekte von Genzken sind nutzlos, ihren einzigen Wert entleihen sie der Ausstrahlung ihrer Schönheit und ihrer klaren Formen, von denen Plato meinte, sie seien in dieser Welt nicht möglich.
In der Tradition des japanischen Theaters, die sich später in der Filmkunst niedergeschlagen hat, sind Anknüpfungspunkte vorhanden, die bei der Interpretation dieser Arbeit behilflich sein können. Bei Genzken kehren die dreidimensionalen Formen immer wieder zur Zweidimensionalität zurück, um anschließend aus der Fläche heraus wieder in die Räumlichkeit zurückzuspringen. Hier findet ein kluges Spiel statt zwischen Zwei- und Dreidimensionalität, zwischen Farbe und Form, sowohl innerhalb einer einzigen Skulptur wie auch in der Wechselwirkung zwischen den Skulpturen. Ihre Arbeiten lassen sich vielleicht vergleichen mit der Kamera-Arbeit, wie sie der Filmregisseur Ozu bis zur Perfektion durchgeführt hat. Ozus Kamera untersucht ebenfalls den Raum vor dem gleichen Hintergrund, der Zuschauer wird zum Beteiligten in der Entwicklung einer Polyphonie…