Martin Seidel
Isa Genzken
»Modelle für Außenprojekte«
Bundeskunsthalle, Bonn, 15.1. – 17.4.2016
Es ist kein Geheimnis: Im Kunstbetrieb gibt es mehr Verlierer als Gewinner. Nicht immer setzt sich das Bessere durch. Und nicht immer ist es das Schlechtere, das bei Kunstwettbewerben und anderen öffentlichen Kunstanstrengungen unter den Tisch fällt. Ideen, die es verdient hätten umgesetzt zu werden, nehmen – als Modell, Skizze oder Erläuterungstext – ihren Weg in die Archive – oder landen gleich im Papierkorb. Es lohnt sich, den ästhetischen Ausschließlichkeits-Szenarien zu misstrauen. Isa Genzken ließ bereits in „All the World’s Futures“, der zentralen Ausstellung der letzten Biennale, hinter die Kulissen blicken. In allesamt 2015 angefertigten Modellen präsentierte sie dort auch und vor allem jene außermusealen Projektentwürfe, die sich bei Bauherren und Auftraggebern nicht durchsetzen konnten und Konzept geblieben sind. In noch größerem Umfang gewährt jetzt die Bundeskunsthalle in Bonn erneut Einblick in Isa Genzkens realisierte und nicht realisierte „Außenprojekte“.
Genzkens Oeuvre – aktuell umfänglich auch im Stedelijk Museum in Amsterdam zu sehen – ist geprägt von Gegensätzen. In der Auseinandersetzung mit der Architektur der Moderne schuf Genzken erst radikal reduzierte minimalistische und konzeptuelle Betonskulpturen sowie luzide Objekte aus Glas und Spiegelfolie. Die Eindrücke des 11. September ließen die Objektmontagen der New-York-begeisterten Künstlerin schriller, die Assemblagen aus Industrie- und Fundmaterialien üppiger werden und die Installationen weiter ausholen.
Die im schlichten Einheitsdesign aus Holz, Kunststoff und weißer Acrylfarbe gehaltenen Modelle ihrer Arbeiten und Ideen führen die Vielfalt von Genzkens künstlerischen Ansätzen, Haltungen und Anliegen mit auratischem Ernst und Gleichmaß in einem Purismus zusammen, der…